Liebe Leserin, lieber Leser,
zum bevorstehenden Pfingstfest sende ich Ihnen einen herzlichen Gruß aus dem Pfarrbüro in alle Himmelsrichtungen, wo auch immer Sie sind und diesen elektronischen Hirtenbrief lesen. Ich wünsche Ihnen ganz viel von Gottes gutem Geist, dessen Fest wir jetzt am Sonntag feiern, und dessen "durchschlagende Wirkung" wir uns in dieser Zeit für Kirche und Gesellschaft so sehr ersehnen. Baustellen hat er genug, der Geist Gottes, und ich glaube, dass er längst "an der Arbeit" ist, aber wir sehen und erkennen mit unseren ungeduldigen menschlichen Maßstäben eben noch nicht die Wirkungen, die wir gerne sehen wollen.
Wir wünschen uns eine Kirche, die "für die Menschen da ist" und die sich jetzt bitte ganz schnell verändern und befreien muss von den Altlasten, die wir täglich in so vielen Beiträgen in der Öffentlichkeit gebetsmühlenartig serviert bekommen. Schön wär's...
Dass die Dinge nicht so einfach gehen, ist uns nicht neu. Gott ist kein Wunschkonzert, das haben Menschen durch alle Zeiten erlebt und lernen müssen. Die Wege des Herrn sind bekanntermaßen unergründlich - so sagen wir ja manchmal gerne phrasenhaft, wenn es uns nicht schnell genug geht mit Reformen oder wenn wir manche Entwicklungen einfach nicht verstehen können.
Und dennoch: Der Geist bewegt Menschen. Auch uns. Er treibt uns an, bei allem Frust nicht die Hände in den Schoß zu legen und den Mut zu verlieren. Er macht uns kreativ, trotz Corona Wege zueinander zu suchen und zu finden. Er schenkt uns ein unermessliches Durchhaltevermögen, das uns die x-te innerkirchliche Strukturreform wiedermal miteinander angehen läßt. Und - er gibt uns bei all dem das tiefe Vertrauen, dass im Letzten bei Gott doch ganz andere Dinge und Werte zählen, als die, die wir Menschen definieren, und mit denen wir für uns bestimmen, wer wo dazugehört und wer nicht.
Dennoch ist Gottes Geist unter uns keine Selbstverständlichkeit, keine Serviceleistung des Schöpfers für seine Welt. Das sehen wir täglich in den Nachrichten, die uns die Entwicklungen in Nah und Fern beschreiben und dabei zeigen, wie geistlos die Welt an vielen Orten auch ist.
Gottes Geist, der - wie damals zu Pfingsten - die Menschen bewegt, braucht auch Offenheit in den Herzen und Hirnen der Menschen. Er will erwartet werden und kann seine Kraft sich am besten da entfalten, wo man ihn wirklich braucht und erbittet.
Deshalb feiern wir Pfingsten 2021 ganz bewußt. Sicher weniger als rauschendes Geburtstagsfest einer Kirche von gestern. Vielmehr als Tag der Offenheit für Gottes Wirken und als den richtigen Moment, um aus der Erfahrung der vergangenen Wochen, Monate und Jahre heraus Gott ehrlich zu bitten: "Sende aus deinen Geist, und das Antlitz der Erde wird neu" (vgl. Psalm 104,30).
Ihnen allen ein gesegnetes und inspirierendes Pfingsfest!
Ihr Pastor
Stefan Dumont