Newsletter von HISTORISCHE GRENZE vom 10.05.2020

THEMA 1: DIE MARKSTEINE DER HOHENZOLLERN IN FRANKEN

1. BEGINN DES PROJEKTS

 

Im Januar 2020 hat HISTORISCHE GRENZE mit dem Projekt "DIE MARKSTEINE DER HOHENZOLLERN IN FRANKEN" begonnen. Auslöser war ein Markstein in Nordenberg und ein im Internet gefundener Beitrag des Heimatvereins Roßtal.

 

Unter dem Link: 

► http://www.heimatverein-rosstal.de/denkmale/das_steinkreuz_1960/index.htm 

war unter der Nr. 47 in der dortigen Abhandlung ein identisch gestalteter Stein aufgeführt, wie es ihn in Nordenberg (Gde. Windelsbach/ LKr. Ansbach) auch gibt.

 

Dies erregte unser Aufsehen un die Recherche begann.

Die hier zugrunde liegende Geschichte beginnt im Burggraftum Nürnberg, das seit 1190 durch die Hohenzollern beherrscht war. Nach dem Tod des Burggrafen Albrecht Achilles im Jahr 1486 wurde dieses Burggraftum in das Markgraftum Brandenburg Ansbach (alter Begriff: Onolzbach) und Brandenburg Kulmbach (ab 1604 dann Bayreuth, weil der Regierungssitz verlegt wurde) aufgeteilt. Die neue innerhalb des dann ehemaligen Burggraftums entstandene Grenze wurde mit repräsentativen Grenzsteinen markiert, die man auch "Marksteine" nennt.

Näheres zu diesem Thema finden Sie unter

► http://ansbach-bayreuth.historische-grenze.de

► http://bo-bc-1753.historische-grenze.de

 

Die Grenzsteine dürften, genauere Informationen liegen aktuell noch nicht vor, etwa um das Jahr 1550 gesetzt worden sein und sind daher bereits annähernd 500 Jahre alt.

2. TEILBEREICH FÜRTH/ HERZOGENAURACH/ LANDKREIS FÜRTH

 

Mit Stand 10.05.2020 konnten durch HISTORISCHE GRENZE

 

 

 

  • in der Stadt Fürth kein mehr dort existener Stein gefunden werden
  • im daran anschließenden Stadtbereich Herzogenaurach waren es 5
  • der in der Linie anschließende Landkreis Fürth kennt aktuell nur 1

 

Nach der Nummerierung von 1 bis 29 in diesem Bereich, sind aktuell

 

23 von 29 Hoheitssteinen wohl für immer verloren.

 

Das ist ein desaströses Ergebnis, welches aufzeigt wie bedroht diese Hoheitssteine in diesem Bereich sind.

 

Nach unseren Recherchen wurden bereits zum Ende des "Alten Reichs" (ab 1806) durch das in der Folge neu entstandene Königreich Bayern einige dieser Hoheitssteine entfernt und zerstört.

Das wohl endgültige Aus aber setzte weithin die ab den 1970er bis in die 1990er Jahre einsetzende Flurbereinigung, bei der mit grundlegender Gründlichkeit fast alle noch existenten Hoheitssteine entfernt und zerstört worden sind, so sie denn nicht in einem der dann entstandenen Grenzsteingärten (Lapidarium) Eingang fanden, um dort ausgestellt zu werden.

Die historische Forschung kommt vor diesem Hintergrund hier absolut zum Erliegen, da die Archivalienlage (vorhandene Dokumente und Verträge), sowie auch bestehende Karten sehr ungenau sind und keine eindeutigen Rückschlüsse auf den ehemaligen Grenzverlauf zulassen.

3. DIE LANDKREISE ANSBACH UND NEUSTADT AN DER AISCH

 

Kurz nach der Stelle, wo die über verschiedene Dokumente und die HISTORISCHE KARTE der Bayer. Vermessungsverwaltung vermutete historische Grenzlinie in den Landkreis Ansbach eindringt, das ist im Waldstück (Heidenhügel) nördlich von Münchzell (liegt direkt an der St 2246 Zirndorf - Großhabersdorf - Ansbach), wurde ein weiteres Grenzsteinmuster entdeckt. Hiervon gibt es nach aktuellem Wissensstand noch 7 Steine.

 

Wie viele es ursprünglich waren und wo diese gesetzt wurden ist noch Gegenstand der Recherchen. Sie zeigen ein "B" für Bayreuth und ein "O" für Onolzbach, was eine jüngere Setzungszeit als bei den bisherigen Steinen mit "BO" und "BC" impliziert.

Ab der Landkreisgrenze Ansbach wird die Grenzsteinforschung schwierig, denn hier befanden sind auf kleinstem Raum eine Vielzahl reichsunmittelbarer Herrschaften, was man heute als Kleinststaaten bezeichnen würde. So kommt es in der Abgrenzung zwischen den Markgrafschaften zu einer Unzahl von Ex- und Enklaven, die teilweise mehrere parallel verlaufende Grenzlinien entstehen ließen.

Hieran wird wohl noch länger zu arbeiten sein.

 

Im Bereich Oberdachstetten/ Colmberg/ Windelsbach befinden sich eine größere Zahl dieser Hoheitssteine, die mit der Laufnummer 40 beginnend offensichtlich bis zur 115 reichen. Wenn auch hier bedeutende Abgänge zu vermelden sind, so haben doch ausgedehnte Wälder viele dieser Grenzsteine dauerhaft geschützt.

 

In diesem Bereich hat HISTORISCHE GRENZE mit Datum 10.05.2020 insgesamt 

 

18 Marksteine der Hohenzollern

 

gefunden. Hier haben wir vor der Statistik 18 von 75 ehemals gesetzten Steinen noch vorhanden. Auch dieses Ergebnis zeigt auf, wie bedroht diese Hoheitssteine sind.

THEMA 2: LAPIDARIUM CONTRA DENKMALSCHUTZ

Lapidarien, also sog. Grenzsteingärten, in denen historische Grenzsteine zusammen ausgestellt werden, mögen einen Beitrag zum Interesse an diesen Zeugen der Geschichte erwecken, was durchaus zu begrüßen ist.

 

Die Art und Weise aber, in der gemeinhin diese Lapidarien befüllt und dokumentiert werden, zerstört die Möglichkeiten der historischen Forschung nachhaltig.

 

Wenn historische Grenzsteine ohne jegliche Dokumentation über ihren geschichtlichen Setzungsort, teilweise sogar ohne ein Wissen über ihre ehemalige Bedeutung von ihrem Platz genommen und dann an anderer Stelle schön drapiert werden, hören diese Steine auf ihre Geschichte zu erzählen. Sie werden damit auch nach den aktuellen Regularien "denkmalunwürdig" und können nicht mehr in die Denkmalschutzliste aufgenommen werden. Hierfür gibt es zahllose Beispiele.

 

Historische Dokumente, Beschreibungen und Karten sind sehr ungenau. Nur die Grenzsteine an ihrem historischen Ort können exakte Auskunft und den Beweis für eine historische Grenzlinie geben. Dies geht mit den immer mehr vorhandenen Lapidarien Stück für Stück verloren.

D 90505 Zirndorf/ LKr. Fürth, Postfach 1505
+49 179 433 9358

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