Todesurteil für Deutsch-Iraner :
Schlechte Aussichten

Nikolas Busse
Ein Kommentar von Nikolas Busse
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Die undatierte Aufnahme zeigt den Deutsch-Iraner Jamshid Sharmahd in einem Teheraner Revolutionsgericht.
Die deutliche Reaktion der Bundesregierung im Fall Jamshid Sharmahd ist berechtigt. Gut stehen die Aussichten für den Deutsch-Iraner allerdings nicht, vor allem wegen der politischen Lage.

Die Bundesregierung hat schnell und öffentlichkeitswirksam auf das Todesurteil gegen einen Deutsch-Iraner in Teheran reagiert. Die Ausweisung von zwei Diplomaten und die Einbestellung des iranischen Geschäftsträgers dokumentieren den berechtigten Un­mut in Berlin über die Umstände des Falles.

Jamshid Sharmahd wurde nach Iran entführt, sein Verfahren erscheint nicht rechtsstaatlich, und die Todesstrafe ist sowieso keine ak­zeptable Bestrafung.

Abschreckung der Protestbewegung

Mit stiller Di­plomatie hätte man hier vermutlich nicht mehr allzu viel erreichen können. Die iranische Führung verfolgt wahrscheinlich politische Ziele mit dem Urteil. Deshalb ist nicht auszuschließen, dass sie Sharmahd, wie andere Häftlinge mit westlichem Pass, in Verhandlungen nutzen will; die Hinrichtung von Oppositionellen dient dem Regime allerdings auch zur Abschreckung der Protestbewegung.

Erschwert wird die Lage durch den Atomstreit, der sich im Schatten des Ukrainekriegs weiter zuspitzt. Dass Iran sich durch die Aussicht auf Handel doch noch einmal für eine Zu­sammenarbeit gewinnen ließe, wie man in Europa lange gehofft hat, er­scheint in dem Maße unwahrscheinlicher, in dem die Urananreicherung voranschreitet.

Auch die Allianz mit Russland festigt die Distanz des Landes zum Westen. Solange sich das Re­gime halten kann, sind die Aussichten schlecht: für Sharmahd, für das iranische Volk und für die Stabilität des Nahen Ostens.