Liebe Leserin, lieber Leser,
der Engel auf dem Bild oben ist ein Schutzengel. Er (oder sie?) steht vor der katholischen Inselkirche auf Juist. Von dort aus grüße ich Sie alle herzlich zum bevorstehenden Sonntag.
Erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass der Schutzengel zwar die Arme ausgebreitet hat, wie sich das für einen schützenden Engel auch gehört, aber die Hände sind unterschiedlich in dem, was sie tun. Die eine Hand trägt und die andere behütet, schützt. In der Perspektive, die ich Ihnen im Bild zeige, wird daraus ein offener Raum, in dem sich leben läßt - getragen und behütet von Gottes Güte. Und diese Güte, oder anders gesagt, Gottes Wohlwollen für jeden Einzelnen von uns, beschreiben wir gerne mit der Gestalt des Schutzengels, den Gott ganz sicher "für uns" abgestellt und beauftragt hat... Also für dich und mich.
Der September ist in der katholischen Tradition der Monat der Engel. Am Ende steht der Feiertag der 3 großen Erzengel Michael, Gabriel und Rafael am 29. September. Unser Andernacher Michelsmarkt findet deswegen - wenn nicht grad Corona ist - um dieses Datum herum statt.
Für die Religionswissenschaft sind Engel „Grenzgänger zwischen verschiedenen Welten“. Es gibt sie in fast allen Religionen und auch außerhalb davon. Eine besondere Rolle nimmt dabei der Schutzengel ein, der uns – von Gott dazu beauftragt – vor Unheil bewahrt. Jeder Mensch, so glauben viele, erfährt durch den Schutzengel den Segen Gottes. Der Schutzengel wird daher in traditionellem Liedgut und in speziellen Gebeten verehrt. Darin ist oft von der „Begleitung“ des Schutzengels die Rede. Man bittet darum, dass er einen nicht verlässt, weder tagsüber noch in der Nacht, damit man nie alleingelassen ist.
Kennen Sie noch ein solches Gebet? Ganz bestimmt... Vielleicht kommt es Ihnen ja auch gelegentlich heute noch in den Sinn, in der einen oder anderen Situation, in der man ganz gerne einen Schutzengel an der Seite hat.
Übrigens, der Schutzengel von Juist kann Karate.
Diese Geschichte erzählt die Gemeindeleiterin (!) der Juister Gemeinde ganz gerne. Sie geht zurück auf einen Besuch der Grundschulkinder der Inselschule in der Kirche. Beim Versuch, die oben beschriebene Gestik des Engels zu deuten, war sich einer der Schüler ganz sicher, dass die Haltung der Hände nur eines zum Ausdruck bringen kann: Der Schutzengel kann sogar Karate.
Wir wollen es mal nicht drauf ankommen lassen... In der Hoffnung, dass Ihr Schutzengel an diesem Wochenende nicht viel zu tun hat, wünsche ich Ihnen einen gesegneten Sonntag.
Ihr Pastor
Stefan Dumont
postscriptum:
Mein Favorit bei den Schutzengel-Liedern
ist die Nummer 875 in unserem Gesangbuch "Gotteslob".