Liebe Leserin, lieber Leser,
zum bevorstehenden dritten Advent grüße ich Sie ganz herzlich!
Im Normalfall beginnen wir nun, zwei Wochen vor Weihnachten, uns die Frage zu stellen, ob es zum Fest der Feste schneien wird. Experten aus allen Himmelsrichtungen her werden befragt und geben Auskunft zum allgemeinen Traum der weißen Weihnacht.
Auch das ist in diesem Jahr anders. Wir haben andere Sorgen, "echte" Sorgen. In der Tat sind diese Tage jetzt bestimmend für das, was kommt - und für die Möglichkeiten, Weihnachten feiern zu können.
Ich will nicht aufhören zu betonen, dass Weihnachten an sich nicht ausfallen kann.
Es wird Weihnachten, unabhängig davon, wieviele Leute es zusammen feiern können.
Es wird auch Weihnachten für den, der an diesem Abend alleine ist.
Weihnachten hängt nicht am Brauchtum und an den lieben Traditionen, die wir damit verbinden, wenngleich sie uns gut tun und erfreuen. Aber Weihnachten ist eher "Botschaft". Weihnachten ist Zuspruch.
"Immanuel" ist einer der Namen Gottes, den der Prophet Jesaja in den Texten des Advents immer wieder verkündet. Immanu-El ist ein hebräisches Wort (עִמָּנוּ אֵל), und es heißt übersetzt: Gott ist mit uns (Mt 1,23). Das ist der Zuspruch der Weihnacht, und genau den können wir im Moment gut gebrauchen. Und weil Gott mit uns ist, wird auf jeden Fall Weihnachten, egal wie Lockdown-Maßnahmen ausfallen, die sich jetzt noch einmal verschärfend aufdrängen und abzeichnen.
Für uns Christen heißt das dann nicht einfach nur "abwarten". Wir haben alle den Auftrag, selbst aktiv Weihnachten werden zu lassen. Der Zuspruch "Gott ist mit uns" braucht unser aller Mitmachen, denn wir sind es doch, die Gott in dieser Welt und in dieser Zeit unsere Hände und Herzen leihen, damit er durch uns alle wirken kann. Es geht ja nicht nur darum, dass irgendwo in einer Kirche ein schönes Event gestaltet wird, und dann ist Weihnachten...
Nein, Weihnachten im Corona-Jahr 2020 wird ganz offensichtlich da, wo wir Menschen zeigen, dass wir umeinander in Sorge sind, wo wir uns gegenseitig schützen und dennoch, auch mit den technischen Möglichkeiten unserer Zeit, die Nähe zueinander suchen. Im Kreis der Familie, im Kreis der Freunde, Nachbarn, der Mitbewohner im Seniorenzentrum oder wo sonst auch immer. Manchmal reicht da ein Satz, um den Zuspruch von Weihnachten zum Ausdruck zu bringen.
Ein Beispiel?
Dieser Tage bekam ich einen Weihnachtsgruß per Brief von älteren Herrschaften aus der Pfarrei, in der ich vorher in Trier tätig war. Ganz liebe Leute, die ganz viele Bekannte haben, die sie jedes Jahr mit einem ausgedruckten Weihnachtsgruß beglücken. Aber diesmal stand da handschriftlich noch drauf: "Wir würden dich ja herzlich gerne mal wiedersehen". Ganz ehrlich: Dieser Satz war für mich das Wichtigste an der Karte, ich hab mich dran gefreut und werde diese Karte auch deshalb sicher lange in Erinnerung behalten.
Solche Kleinigkeiten sind für mich Zeichen der Nähe, die auch zum Ausdruck bringen, dass in dieser Zeit Menschen aneinander denken, auch in der Distanz.
Kleinigkeiten, die ein Wohlgefühl schenken und so auch "Weihnachten" zum Ausdruck bringen.
So wie's aussieht, ist über die Art und Weise, wie wir in diesem Jahr Weihnachten feiern noch nicht das letzte Wort gesprochen. Vielleicht müssen wir auch für die geplanten Gottesdienste noch mit einschränkenden Veränderungen rechnen. Wir werden es sehen.
Aber wir werden es auch tragen können, wenn wir uns innerlich klar machen, dass Weihnachten eben mehr Zuspruch ist als Brauchtum.
Immanuel - Gott ist mit uns! Davon bin ich fest überzeugt.
Ihnen allen weiter eine gesegnete und hoffentlich gesunde Adventszeit.
Ihr Pastor
Stefan Dumont