Durchaus auch mit etwas Stolz und Freude nehmen wir wahr, dass unsere Andernacher Osternachtfeier im Internet bisher rund 4.500 mal angewählt wurde. Dass sicher nur ein kleiner Teil der Internetnutzer den Gottesdienst komplett angeschaut hat, ist uns auch klar, aber dennoch: Es gibt ein spürbares Grundinteresse am Ostergottesdienst - und das ist bemerkenswert. Viele Rückmeldungen haben uns erreicht, über die wir uns sehr gefreut haben. Wir haben sogar Bilder bekommen, die zeigen, wie und wo Menschen dem Andernacher Gottesdienst folgen: zu Hause im Wohnzimmer oder am selbst gemachten Osterfeuer im Garten. Selbst aus den USA haben Andernacher geschrieben und sich über die Möglichkeit gefreut, "daheim" im Ostergottesdienst gewesen zu sein.
Ich danke allen ganz herzlich, die sich und ihre Zeit mit eingebracht haben, damit wir Ostern so feiern konnten. Allen die sich mit der Technik vertraut gemacht haben und allen, die für inhaltliche oder musikalische Gestaltung gesorgt haben. Es war immer eine Gratwanderung, einerseits den behördlichen Auflagen gerecht zu werden, andererseits auch im kleinen Kreis wirklich die Gottesdienste zu "feiern".
Und so ist in Andernach Ostern geworden... im Corona-Jahr 2020.
Jeder von uns hat Ostern in diesem Jahr besonders erlebt. Wie schon gesagt: Wir werden davon noch lange erzählen können. Sehr bewegend war für mich persönlich der Ostersonntag. So viele Menschen sind - diszipliniert "social distanced" - in die Kirchen gekommen, weil sie eine Sehnsucht danach hatten, den "GottesOrt" zu besuchen. Und das nicht nur im Mariendom, sondern auch in den anderen Orten. Auf Facebook habe ich z.B. auch die schön geschmückte Kirche in Kell gesehen und ahne, wieviel Einsatz und Gefühl die Verantwortlichen dort und überall in die offene Kirche am Ostertag eingebracht haben. In jeder Kirche brannte das Osterlicht auf der großen Osterkerze und es gab gesegnete Palmen vom Palmsonntag. Im Mariendom wurden bis zum frühen Nachmittag 500 (!) Osterkerzen mitgenommen. Viele kamen auch, um die Osterkommunion zu empfangen, die wir vormittags und am Abend angeboten hatten. Es war berührend, viele Leute wiederzusehen, ein paar kurze Worte zu wechseln und sich gegenseitig ein frohes Osterfest zu wünschen. Als Herr Esten zwischendurch auf der Orgel über bekannte Osterlieder improvisierte, sangen Menschen aus unterschiedlichen Ecken im Kirchenraum laut mit. Manchem war die innere Rührung sichtbar ins Gesicht geschrieben...
Das sind "Kleinigkeiten", denen wir "im normalen Ostergeschäft" keine Bedeutung zumessen würden, vielleicht auch, weil sie uns gar nicht auffallen würden. Aber das war eben in diesem Jahr anders. Diese Kleinigkeiten, Regungen, Emotionen und guten Erfahrungen zeigen mir, wie wichtig es ist, "GottesOrte" zu haben und zu öffnen. Der Begegnung von Gott und Mensch Raum zu geben. Jetzt sicher noch mehr, als in Zeiten, in denen in denen wie keine kollektive Not verspüren.
Je nachdem, wie sich Ende der Woche der Austausch der Kirchen mit den staatlichen Stellen bzgl. der weiteren Dauer des Verbotes öffentlicher Gottesdienste gestaltet, müssen wir hier auch nochmal überlegen, wie wir dem Bedürfnis nach offenen Kirchen nachkommen können...
Nun steht der Weiße Sonntag an. Eigentlich würden in den kommenden Wochen die Erstkommunionfeiern sein. Wieviele Kinder haben sich mit Freude schon darauf vorbereitet. Aber auch diese Feste in Kirche und Familie müssen derzeit ausfallen - und verschoben werden. Auch eine Geduldsprobe für viele Familien.
Wir denken an Euch und beten auch für Euch an den kommenden Sonntagen - und hoffen mit Euch, dass noch in diesem Jahr die Möglichkeit besteht, dieses Fest zu feiern. In welcher Form auch immer...
"Fürchtet Euch nicht!"
Zweimal haben wir diese Aufforderung in der Osternacht im Evangelium gehört. Es ist für mich die zentrale Botschaft des Festes in diesem Jahr, dass so voll ist von Verunsicherung, Sorge, Angst. Und wir können uns nicht dagegen wehren, dass wir alle davon erfasst werden.
Ostern bedeutet, dass Gott uns den Himmel offen hält, und dass wir dort begründet Hoffnung finden. Hoffnung darauf, dass Leben letzthin immer stärker ist, als Tod.
Auch wenn wir hier auf Erden gerade vordergründig ganz andere Erfahrungen machen.
Ostern will uns stärken, unserer Angst selber entgegen zu treten
im Vertrauen, dass der Auferstandene mit uns geht.
Ostern redet nichts schön.
Es nimmt uns nicht unsere Erfahrungen mit der gegenwärtigen Situation
und es macht das Virus nicht unschädlich.
Aber Ostern ist Zusage Gottes, an unserer Seite zu sein.
Ostern ist Auferstehung.
Darauf zu vertrauen, dass das wirklich wahr ist mit Ostern, hilft uns,
selber aufrecht zu stehen gegen die Angst, die uns täglich überkommt,
wenn wir in der Berichterstattung aus Krankenhäusern sehen,
was das Virus alles anrichten kann.
Es hilft, zu leben - auch mit der Sorge und Angst um Eltern und Großeltern.
Es hilft, zu leben - in der Isolation der eigenen vier Wände und im Kontakt zur Familie,
der sich bestenfalls auf einen Monitor mit Kamera und Mikrofon beschränkt.
Gerade deshalb: Fürchtet Euch nicht!
Gut, dass Ostern ist, jetzt und in den kommenden Wochen,
meint Ihr Pastor
Stefan Dumont