Liebe Leserin, lieber Leser,
wenn aus den Blüten am Apfelbaum im Pfarrhausgarten (Bild oben) mal Früchte geworden sind, werden wir in der Corona-Zeit schon ein ganzes Stück weiter sein. Im Moment wünscht man sich eigentlich, es wäre schon soweit...
Die Lage beginnt sich zu etablieren. Der Ausnahmezustand wird zur Gewohnheit. Auch wenn sich durch manche gesetzlich gewährte "Lockerung" ein leichtes Aufatmen einstellt, sind wir noch lange nicht über den Berg. Politik und Virologen werden nicht müde, das zu betonen. Die Vorsichtsmaßnahmen haben der Pandemie die Spitze genommen, um den Preis, dass sie nun langsamer verläuft - und dadurch aber leichter handhabbar ist.
Das alles wird nicht schon übermorgen vorbei sein. Und auch die Äpfel im Pfarrhausgarten werden wir noch zu Corona-Zeiten ernten. Wir stellen uns auf ein echtes langes Corona-Jahr ein.
Dies betrifft alles, was wir in diesem Jahr geplant hatten. Und das war - wie Sie wissen - eine ganze Menge. Allein das Jubiläumsjahr 800 Jahre Mariendom mit seinen vielen kleinen und großen Veranstaltungen... So langsam wächst die Einsicht, dass vieles davon in diesem Jahr nicht mehr möglich sein wird. Der Arbeitskreis Domjubiläum wird sich in den nächsten Tagen verständigen, wie wir mit der Situation und den Prognosen für den Herbst umgehen.
Dann sind da so viele Hochzeitspaare, die sich den schönsten Tag im Leben schon genau ausgemalt hatten und ihn mit dem Segen Gottes für ihr gemeinsames Leben beginnen wollten. Viele von ihnen haben ihren Hochzeitstermin für dieses Jahr schon abgesagt und hoffen auf das kommende Jahr. Taufgottesdienste müssen derzeit auch noch abgesagt werden, denn auch sie fallen unter das Versammlungsverbot. Beerdigungen finden nach wie vor nur im engsten Familienkreis statt.
Nun läuft seit einer Woche die Diskussion um die Öffnung der Gottesdienste. Seitens der Kirchenleitungen wurde zunächst im Bund und dann auch in den Ländern verhandelt. Nun soll es eine Möglichkeit geben, wieder öffentlich Gottesdienst zu feiern - allerdings unter entsprechenden Auflagen, die wir derzeit mit Spannung erwarten. Ich persönlich stelle es mir ungern und schwer vor, in einer Kirche Messe zu feiern, in der jeder Zentimeter vermessen ist, damit Abstände gewahrt werden, wo Menschen (vernünftigerweise) mit Mundschutz eine geistliche "Mahlgemeinschaft" bilden wollen, wo das persönliche Singen eingeschränkt wird, damit man nicht zu viele Aerosole versprüht... Und dann die Frage, wann denn die Kirche voll ist... Zugegeben, in den meisten Gottesdiensten haben wir nicht das Problem der Überfüllung des Kirchenraumes. Aber wenn pro Person 10qm Platz vorhanden sein sollen ( wie man einer Pressemeldung der Landesregierung vom 22.04. entnehmen kann), dann kann man sich ausrechnen, wie viele Leute in unsere Kirchen reinpassen. Und wer soll dann draußen stehen und sagen "Sie kommen hier nicht mehr rein"?
Nochmal: Diese Maßnahmen machen in der Sache Sinn und sind wichtig. Aber schaffen sie eine Atmosphäre, die "den Himmel" auf die Erde holt? Ich weiß es nicht. Ich kann's mir nicht so recht vorstellen. Also, warten wir mal ab, was da sicher bald aus Trier kommen wird, und dann überlegen wir eine sinnvolle Umsetzung.
Bis dahin - und darüber hinaus - sind wir Ihnen auch weiterhin übers Internet verbunden. Das ist eigentlich ein Segen, dass wir diese Möglichkeiten haben. Am kommenden Sonntag senden wir den Gottesdienst aus Kell und am Sonntag danach aus Eich. Dann haben wir aus allen Kirchen unserer Pfarreiengemeinschaft, inclusive der beiden Krankenhauskirchen, mindestens einen Gottesdienst gesendet und mit Ihnen zusammen gefeiert. Wie geht es weiter?
Der Verwaltungsrat in Maria Himmelfahrt hatte dankenswerterweise die Mittel dazu bereitgestellt, dass wir im Mariendom eine feste Übertragungsanlage installieren konnten. Von dort aus wollen wir dann in Zukunft jeden Sonntag den Gottesdienst live übertragen, egal ob öffentlich, halböffentlich oder gar nicht öffentlich. In dieser Corona-Zeit, aber auch langfristig wird das sicher gut sein, denn es verbindet die Gemeinde miteinander: in der Kirche, zu Hause, im Krankenhaus oder in den Altenheimen. Wir bleiben verbunden!
Am Sonntag hören wir im Gottesdienst eines der Osterevangelien, das seinen Ort nicht in Jerusalem, sondern am See Genezareth hat. Es ist die Geschichte der Jünger, die nach Ostern wieder zu Hause an ihrem See ihrer Arbeit als Fischer nachgehen und denen trotz ihres "guten Drahts" zum Himmel die irdische Erfahrung nicht erspart bleibt, dass Netze auch mal leer sind, dass sich der Fang nicht gelohnt hat und die Ausfahrt umsonst war. Damit verbunden sind Regungen wie Enttäuschung, Sorge, Existenzangst. Die Gefühle der fischenden Apostel damals decken sich mit vielen Emotionen der Menschen heute. Wenn jetzt berichtet wird, dass Jesus am Ufer steht, dass sie ihn erkennen und auf sein Wort hin nochmal die Netze auswerfen, wenn wir hören, dass die Netze nun voll sind und Johannes dem Petrus deutlich sagt: "Es ist der Herr", dann will Jesus hier aber nicht der Zauberer sein, der alle menschliche Sorge durch ein Wunder zerstreut. Das macht er heute bei uns auch nicht.