Liebe Leserin, lieber Leser,
spätestens seit dieser Woche hat uns die Pandemie alle wieder im Griff. Die Infektionszahlen steigen. Im Frühjahr hatten wir an dieser Stelle den Lockdown. Alles öffentliche und gesellschaftliche Leben wurde "heruntergefahren". Das wollen wir alle so nicht nochmal erleben. Eindringlich bitten uns die Verantwortlichen in der Politik, miteinander dafür Sorge zu tragen, dass wir jetzt nicht fahrlässig der Infektion die Türen öffnen, sondern mithelfen - so gut es geht - Infektionsketten gar nicht erst entstehen zu lassen. Mit Vernunft und Solidarität kommen wir einem neuen Lockdown wirksam zuvor.
Vernunft - im Abwägen und selbstverantwortlichen Entscheiden, welche Veranstaltung ich besuche. Solidarität - im Bewußtsein, dass Schutzmaßnahmen, wie z.B. die berühmten AHA-Regeln, keine Schikane sind. Stattdessen helfen sie uns selbst und anderen, das Infektionsrisiko klein zu halten.
Das gilt auch für den Raum der Kirchen. Bei Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen. Wir sollten wieder anfangen zu überlegen, welches Treffen, welche Veranstaltung wirklich sein muss, und welche nicht. Das fällt schwer, weil wir ja gerade erst wirklich angefangen haben, uns in Gruppen und Gremien wieder zu treffen. Und wir merken, dass die vergangenen Monate nicht ohne Verluste an unserem Gemeindeleben in der Pfarreiengemeinschaft vorbeigegangen sind. Trotzdem stehen die Lockerungen des Sommers jetzt nochmal auf dem Prüfstand. Wir stehen erst am Anfang der kalten Jahreszeit...
Auch das werden wir spürbar merken. In den Kirchen und Pfarrheimen wird es kühler sein als sonst, weil die meisten großen Räume mit Umluftheizungen ausgestattet sind, deren Heizprinzip es ist, warme Luft durch Umwälzung im Raum zu verteilen. Einen besseren Gefallen könnte man dem Virus kaum tun, sagen die Experten. So kann es sich nämlich gleichmäßig überall verteilen. Um das zu verhindern, schalten wir die Gebläse in den Kirchen vor dem Gottesdienst aus - und werden merken, dass es spürbar kühl wird. Da helfen nur eine dicke Jacke, ein Schal und warme Socken - und der jeweilige Pastor wird sich bemühen, den Gottesdienst nicht zu lange zu gestalten und sich kurz zu fassen.
Was Fest- und Feiertage betrifft, planen wir vorausschauend, müssen aber kurzfristig entscheiden, was geht. Ich denke da an Allerheiligen (Friedhofssegnungen), Advent und Weihnachten. So wird manches sicher anders sein, als gewohnt. Aber es soll nichts ausfallen...
"Wir aber hatten gehofft..." (Lk. 24,21), so sagen die beiden Jünger auf ihrem Weg nach Emmaus, als sie "einfach mal nur raus wollten" aus dem Driss der Situation, in der sie sich befanden. Ein Stoßseufzer, den wir gut nachvollziehen können. Wir hatten auch alle gehofft, dass die Corona-Sache mal zu Ende geht. Dass es nochmal schwierig werden könnte zum Winter hin, haben wir befürchtet. Nun ist es aber auch so, es wird schwieriger. Allesamt müssen wir uns auf den Weg machen durch diese Zeit, die sicher nochmal manches verändern wird, in Frage stellen und Entscheidungen verlangen wird. Antworten, wie das alles gehen soll, liegen nicht auf der Strasse und stehen nicht in der Bibel. Da ist Vernunft sicher ein guter Ratgeber, aber auch das Vertrauen, dass - wenn uns das Leben manches Schwere zumutet - Gott uns soviel Kraft schenkt, es auch tragen zu können. Alleine, oder auch mit der tatkräftigen Hilfe anderer Menschen.
Solidarität ist eben auch eine christliche Haltung,
meint
Ihr Pastor Stefan Dumont