Liebe Leserin, lieber Leser,
einen herzlichen Gruß schicke ich Ihnen mit diesem neuen elektronischen Hirtenbrief, und ich hoffe und wünsche Ihnen, dass es Ihnen gut geht.
Wie wertvoll so ein Wunsch sein kann, haben wir in den letzten Monaten zur Genüge erfahren und uns gerade in der Zeit der hohen Corona-Gefährdung immer wieder gefreut, wenn uns jemand von Herzen und ehrlich "gute Gesundheit" gewünscht hat. Natürlich hat sich da auch so manche lapidare Floskel gebildet. Aber was sicher bleibt, ist die Erinnerung an die Corona-Zeit, die den Menschen das "Geschenk" der eigenen Gesundheit nochmal deutlicher zum Thema gemacht hat, als das in den Jahren zuvor der Fall war.
Nun hat sich inzwischen vieles getan, die Impfungen zeigen Wirkung, die Inzidenzen sind auf ein Minimum gesunken. "Lockerungen" aller Art wirken wie eine Befreiung, und wir planen auch bei Kirchens schon wieder Treffen und Veranstaltungen in kleinen und großen Gruppen, wir legen im Gottesdienst die Masken ab und trauen uns auch schon wieder vorsichtig, miteinander zu singen.
In diese schrittweise "Erlösung" hinein mischt sich aber immer wieder dieser vierte Buchstabe des griechischen Alphabets, der die aktuell gefährliche Mutante des Virus bezeichnet: Delta.
Eine subtile Situation erleben wir da im Moment. Wiedergewonnene Freiheiten, abstandsfreie Fan-Ansammlungen in den Fußballstadien, volle Urlaubsflieger. Gleichzeitig aber auch die stete Mahnung, das Delta-Virus nicht zu unterschätzen und nicht zu früh alle Vorsicht abzustreifen.
Mein erster Blick auf die Rhein-Zeitung morgens richtet sich mittlerweile immer zuerst auf die kleine Tabelle am rechten Rand der Titelseite: die Corona-Tabelle für den Landkreis. Man hat das Gefühl, Andernach steht nicht nur wegen des ersten Buchstabens vorne in der Liste... Geht's Ihnen auch so?
Es gilt, die richtige Balance zu finden zwischen der immer noch angebrachten Vorsicht vor Infektionsgefahren und der dennoch notwendigen Rückkehr zum Alltag. Oder anders herum gesagt: Wie müssen lernen, das Virus als Teil unserer Lebenswirklichkeit anzunehmen. Es wird uns wohl auf Dauer begleiten, aber man wird in Zukunft damit leben können, wenn der Impfeffekt mal die ganze Bevölkerung erreicht hat - bei uns, aber auch weltweit. Das wird sicher noch etwas dauern, und solange müssen auch die schon Geimpften noch mit der einen oder anderen Schutzmaßnahme leben, auch wenn sie sich sicher fühlen. Wiedermal eine Frage der Solidarität untereinander...
Der kleine gemalte Schutzengel auf dem Bild oben erinnert mich daran, dass wir Christen da durchaus auch immer mal in Richtung Himmel blicken können. Die Frage "Wie lange noch, Herr", die uns in der Fastenzeit Woche für Woche zu unseren digitalen "Gebeten in schweren Zeiten" zusammengeführt hat, stellt sich immer noch. Und wir ahnen, dass ein Teil der Antwort die Einsicht ist, dass wir es selber mit in der Hand haben, wie lange Corona unsere Lebenskreise beeinflußt.
Deshalb mag unser Gebet auch in diesen Wochen nicht nachlassen:
Gott,
schenke uns Geduld, Weitsicht und Aufmerksamkeit.
Und gib uns die Fähigkeit zur Rücksicht aufeinander,
bis dass wirklich alle Menschen geschützt und geimpft sind.
Segne uns, unsere Familien und unsere Gemeinden -
und alle, die weiterhin engagiert und bemüht sind,
ihren Teil beizutragen
das Leben liebenswert zu machen.
Amen.
Ich wünsche Ihnen allen einen gesegneten Sonntag!
Ihr Pastor Stefan Dumont