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Slowakei

Bratislava: Trauer um Juraj V. und Matúš H.

Die beiden jungen Männer waren bei dem Schuss-Angriff auf eine queere Bar getötet worden.


Juraj (l.) und Matúš starben noch vor Ort an ihren Schussverletzungen (Bild: pravda.sk / privat)

  • 13. Oktober 2022, 17:10h 23 4 Min.

Einen Tag nach den tödlichen Schüssen vor der queeren Bar Teplaren in Bratislava sind die ersten Details zu den Opfern bekannt geworden. So wurde der Student Matúš H. getötet, der auch in der Bar arbeitete, um seinen Abschluss in Chinesisch und Sinologie zu ermöglichen.

Die Comenius-Universität in Bratislava, an der er studierte, hängte inzwischen eine Regenbogenflagge am Fakultätsgebäude auf, verkündete bei Facebook Angehörigen ihr Beileid und legte ein Kondolenzbuch aus. Sein bei dem Angriff getöteter Freund oder Partner ist Juraj V., der in einem Ladengeschäft arbeitete.

? Opä? ?ierna vlajka na budove FiF UK ? tento raz za ná?ho ?tudenta Matú?a Horvátha, ktorý sa stal jednou z obetí...

Posted by Filozofická fakulta UK v Bratislave on Thursday, October 13, 2022
Facebook / Filozofická fakulta UK v Bratislave
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Bei dem Angriff gegen 19 Uhr am Mittwoch in der Nähe der Burg in der Altstadt war auch eine Mitarbeiterin der Bar, Radka, angeschossen worden. Sie wird mit einer nicht lebensgefährlichen Schusswunde in einem Bein in einem Krankenhaus behandelt.

Der Besitzer der Bar betonte in einem Interview, die beiden Jungs hätten nur draußen auf einer Bank gesessen und Limonade getrunken, als sie "kaltblütig erschossen" worden waren. "Sie waren junge Leute, die ihr Leben noch vor sich hatten. Sie waren zart, verletzlich. Sie hofften, dass sie in diesem Land leben und respektiert werden könnten, aber sie bekamen keine Chance", so Roman Samotný.

/ Jana_Sikorska
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Mit der Bar hätten sie einen Zufluchtsort gehabt. "Sie hatten viele Pläne, Matúš studierte Chinesisch, Juraj arbeitete. Alles das ist weg." Die Politik müsse nun endlich handeln: "Es ist die Pflicht des Ministerpräsidenten und eines Christen, Stellung zu beziehen und alles zu tun, damit sich so etwas nicht wiederholt. Er muss handeln. Er muss das Vokabular von Regierungsmitgliedern stoppen, die mit ihren Worten aktiv zu dieser Situation beigetragen haben und Blut an den Händen haben."

Schock nach queerfeindlichem Angriff

Nach dem Angriff ermittelt die Polizei wegen eines Hassverbrechens mit dem Merkmal sexuelle Orientierung. Die Leiche des mutmaßlichen Täters war am Morgen von einem Spaziergänger nach einem vermuteten Suizid gefunden worden. Der 19-jährige Juraj K. hatte bei dem Angriff offenbar eine Waffe seines Vaters genutzt, der in der Vergangenheit für eine rechtspopulistische Kleinpartei kandidiert haben soll.

Der mutmaßliche Täter hatte auf seinem Twitter-Profil in den Wochen vor und den Stunden nach der Tat diverse antisemitische und LGBTI-feindliche Botschaften veröffentlicht und auch ein über 60 Seiten umfassendes Manifest mit entsprechenden Inhalten verbreitet. Darin gab es auch Verweise auf die Verschwörungstheorie des "Great Reset" und wurden unter anderem Anders Breivik und Adolf Eichmann als Vorbilder benannt.

/ vonderleyen | Inzwischen gibt es auch erste Reaktionen aus der internationalen Politik

Ab Donnerstagvormittag waren die beiden Profile nicht mehr zugänglich. Die Polizei wollte zunächst wegen laufender Ermittlungen nicht bestätigen, dass die beiden Netzwerk-Konten tatsächlich dem Täter gehörten und die Botschaften von ihm stammten. Medien und Politiker*innen ließen in ihren Reaktionen aber keinen Zweifel daran, dass Hass auf sexuelle Minderheiten das Tatmotiv war.

"Der langfristig auch durch dumme und verantwortungslose Äußerungen von Politikern geschürte Hass gegen eine Minderheit" habe unschuldigen Menschen das Leben gekostet, schrieb die linksliberale Präsidentin Zuzana Čaputová auf Facebook. Der konservative Ministerpräsident Eduard Heger, vor dessen Privatwohnung der mutmaßliche Angreifer vor dem Bar-Angriff offenbar vergeblich für ein Attentat auf den Politiker wartete, erklärte vor Journalisten, es sei "nicht zu akzeptieren, dass wer auch immer wegen seiner Lebensweise um sein Leben fürchten muss".

/ USEmbassySK
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Am Tatort legten am Donnerstag die ersten Menschen Blumen nieder und entzündeten Kerzen. Für Freitagnachmittag organisieren queere Organisationen einen Trauermarsch zur Verurteilung von Hass gegen die LGBTI-Community. Man rufe jeden dazu auf, daran teilzunehmen, sagte Martin Macko von der queeren Organisation Iniciatíva Inakost bei einer Pressekonferenz. Die Slowakei müsse die Augen für Queerfeindlichkeit öffnen und der Staat das Thema angehen.

Úkladná vra?da dvoch mladých ?udí nás ?okovala a hlboko zasiahla. Intenzívne komunikujeme s políciou, s ktorou sme dnes...

Posted by Iniciatíva Inakos? on Thursday, October 13, 2022
Facebook / inakost
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"Ich fühle starke Trauer und Schmerzen", sagte Barbesitzer Roman Samotný bei der Pressekonferenz. "Für uns war Teplaren eine Heimat. Ein Ort, wo wir uns trafen, wo wir uns sicher fühlten, wo unsere Kund*innen zu Freund*innen wurden, wo wir wie eine Familie waren." Angriffe auf queere Menschen und Hassbotschaften etwa gegen die Bar habe es allerdings immer wieder gegeben und bei Behörden, die helfen sollten, sei man häufig auf Homophobie gestoßen. "Wir hatten lange Angst, dass es zu einer Tat wie dieser kommen würde."

/ BajzathJakub | Die während seiner Politik-Kritik als positives Beispiel gelobte Staatspräsidentin Čaputová gab Barbesitzer Samotný am Donnerstag vor seiner Bar eine Umarmung
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Jana Jablonická-Zezulová von der Iniciatíva Inakost hatte bei der Pressekonferenz zuvor den Angehörigen der Opfer ihr Beileid ausgesprochen und der verwundeten Barangestellten eine rasche Genesung gewünscht. Sie sprach von einem "schrecklichen vorsätzlichen Mord an zwei jungen Menschen, die der Angreifer gezielt wegen ihrer sexuellen Orientierung aufgesucht und kaltblütig ermordet hat. Das ist etwas, das in der Geschichte der slowakischen LGBT-Community keine Parallele hat." (cw/dpa)

#1 Was erlaubt sich vdLAnonym
  • 13.10.2022, 17:42h
  • Was mich an den Reaktionen auf diese Mordserie am meisten anwidert (und ja, ich meine WIRKLICH anwidert), ist von der Leyens (CDU) Statement:
    The EU is committed to helping fight hate crime and speech in all form.
    We must protect the LGBTIQ community.

    Während gleichzeitig ihre Parteimitkämpfer*innen genau ihre Worte Lügen strafen und als das entlarven, was sie sind: Heuchlerische Phrasen, weil die politische Verfolgung von LGBTQIA* noch nicht mehreheitsbegeisternd ist.
    Ich glaube ihr kein Wort mehr. Gilt übrigens auch für sämtliche Akteur*innen der aktuellen Regierungsparteien.
    Handelt entsprechend, setzt etwas um, dann kann man ggf. diese Wertung überdenken. Aber Worte reichen nicht mehr. Insbesondere dann nicht, wenn aus der gleichen Partei immer und immer und immer wieder genau das zu hören ist, was man/sie vorgeblich unerträglich findet und bekämpfen will. Da kann ich dann nämlich nur sagen: Veralbern kann ich mich alleine. Da brauche ich keine Parteien für.
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#2 Pride
  • 13.10.2022, 17:45h...
  • Queerfeindlichkeit hat Blut an ihren Händen.
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#3 Pride
  • 13.10.2022, 17:58h...
  • Antwort auf #1 von Was erlaubt sich vdL
  • Das Zitat von der Leyens liegt völlig auf ihrer Linie. Als EU-Kommissionspräsidentin setzt sie sich konsequent und fortwährend für uns ein. Treff' also mit deinem Urteil nicht die Falschen!
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