RICE-BASE Projekt und Geburtsurkunden
Über 100 Familien haben wir über den letzten Lock-down mit mehr als 2500kg Reis versorgt. Dabei ist unser Team besonders bei den ärmsten Familien gelandet. Dort hat sich im Gespräch mit den Eltern herausgestellt, dass viele Kinder gar nicht registriert sind und keine Geburtsurkunden haben. Einige sind zum Teil schon im jugendlichen Alter.
Ohne eine Geburtsurkunde haben Kinder keine Chance, sich überhaupt in der Schule anzumelden oder jegliche legale Prozesse anzugehen. Auch bei der Durchquerung der verschiedenen Distrikte der Insel, die oft durch Check-points gegen Terrorismus abgesichert sind, können sie sich nicht ausweisen. Das ist nicht nur chancenlos, sondern auch gefährlich. Denn solche Kinder werden oft von den terroristischen Guerilla-Gruppen vor Ort mitgenommen, die ihnen eine Gemeinschaft anbieten.
Daher hat sich in den letzten Monaten das Geburtsurkunden-Projekt ergeben. Inzwischen ist unsere Sozialarbeiterin schon vier Touren mit Müttern gefahren, um Kinder nachzumelden. Schon über 50 Geburtsurkunden wurden bis jetzt geholt. Doch der Prozess ist zum Teil nicht einfach. Einige Eltern haben keine Ausweisdokumente oder Namen in den Geburtsurkunden der Eltern wurden falsch geschrieben. Diese Fälle müssen über Notare und andere Regierungsbüros abgewickelt werden. So dauert der ein oder andere Prozess etwas länger.
Dass Kinder keine Geburtsurkunden haben, ist eine Folge von Armut und Kraftlosigkeit. Eine Geburtsurkunde kostet umgerechnet ca. 2 Euro. Das ist für viele ein komplettes Tageseinkommen, welches man zum Überleben ausgegeben hat und nicht einfach so übrig hatte. Auch die Fahrt in die Stadt kommt hinzu, die wieder kostet. Nicht nur Fahrtgeld, sondern viel mehr auch Kraft sich Aufzumachen. Während der Mann weg ist, um sich um die Essensversorgung zu kümmern (im besten Fall) und die Frau allein mit vielen Kindern und einem Neugeborenen versucht zu Überleben, während sie noch im Wochenbett ist, die Wäsche am Fluss wäscht und irgendetwas kocht, damit die Kinder was zu Essen haben. Keine Zeit für eine Fahrt in die Stadt, wenn sie noch nicht mal eine Minute hat, in der sie sich setzen kann. Keine Zeit und Kraft, um den Kindern die Zähne zu putzen, mit ihnen zu kuscheln oder sie alle im Auge zu behalten. Es geht nur noch um den Kampf des Überlebens.
-So, oder so ähnlich, sieht die Situation vieler Familien aus, die unsere Sozialarbeiterin besucht hat oder deren Kinder sie manchmal nach den Programmen im Port nach Hause bringt.