Liebe Leserin, lieber Leser,
die Zeit ist reich an Absagen von Veranstaltungen aller Art. Und täglich kommen neue hinzu. Das ist auf dem Hintergrund der Corona-Pandemie verständlich – und irgendwie ja auch notwendig. Das Virus macht da auch keine Ausnahme, alle sind gleichermaßen betroffen. Mittlerweile wissen wir ja schon viel mehr über Covid19 als noch zu Beginn der Pandemie, und wir haben gelernt, damit umzugehen. Dennoch werden auch weiterhin Absagen von großen Veranstaltungen kommen. Anders als noch im Frühjahr haben wir jetzt aber auch die Zeit, um uns auf große Feste und Feiertage vorzubereiten. Weihnachten steht zwar noch nicht vor der Tür, aber dennoch machen sich viele schon Gedanken, wie denn das Fest der Feste mit den gegebenen Corona-Regularien in den Kirchen gefeiert werden kann. Nun, es wird sicher anders sein als sonst, aber wir sind festen Willens, alle einzuladen, sich in den weihnachtlichen Tagen auf den Weg zur Krippe zu machen.
Ein anderes Fest, das sicher auch nicht ausfällt, ist das Erntedankfest. Das Bild oben weist darauf hin, dass Erntedank gar nicht ausfallen kann, denn „Danken“ braucht keine große Organisation und fällt nicht unter die Corona-Schutzbestimmungen. Danken ist eine innere Haltung, ein Bedürfnis, eine Regung des Herzens. Völlig gefahrlos.
Der Oktober ist ein Monat der Dankbarkeit für die eingebrachte Ernte, die oft augenscheinlich in der Kirche vor dem Altar symbolisch aufgebaut wird. Symbolisch deshalb, weil es ja nicht nur um Gurken, Zucchini, Kürbisse und Weintrauben geht, sondern um die Fülle dessen, was uns die Natur schenkt und anbietet – jedes Jahr neu. Und dies, obwohl wir merken, dass eben diese Natur ganz schön zu kämpfen hat unter den Entwicklungen, unter den Veränderungen des Wetters und der Klimaerwärmung, die ja doch nun wirklich spürbar ist. Viele Landwirte verbuchen auch hier in unseren Breiten Einbußen bei der Ernte, die Trockenheit im Sommer macht den Feldern zu schaffen, den Gärten zu Hause oder den Blumenkübeln auf dem Balkon.
Wir merken einfach, dass bisherige Selbstverständlichkeiten nun nicht mehr selbstverständlich sind. Wir spüren, dass eine volle Ernte nicht in der Verfügbarkeit des Menschen liegt, dass wir die Natur und die Welt längst nicht „im Griff“ haben. Umso mehr darf es uns drängen, die Haltung der Dankbarkeit einzunehmen. Dankbarkeit für all die Gaben, die uns gegeben sind, damit sie uns gut tun. Und Dankbarkeit gegenüber dem Schöpfer, dem wir zutrauen und zugestehen, über der Schöpfung zu stehen und über all dem, was wir Menschen so damit machen. Vielleicht wächst ja aus dem Dank umso mehr dann auch die Bitte an den Schöpfergott, er möge uns auch weiter beschenken mit dem, was wir wirklich zum Leben brauchen. „Unser tägliches Brot gib uns heute…“
Auch wenn es für einen Jahresrückblick noch zu früh ist, kann Erntedank 2020 auch die ganz persönliche Dankbarkeit dafür einschließen, dass wir bisher relativ gut durch diese schwere Zeit gekommen sind. Ein vergleichender Blick in benachbarte Länder mag uns da nachdenklich machen… und dankbar.
Also, wenn auch gesellige Erntedankfeste, Döppekooche-Essen und andere liebgewordene Veranstaltungen in den herbstlichen Wochen nicht wie gewohnt stattfinden können: Den „Dank“ sagen wir nicht ab. Den haben wir im Herzen und finden vielleicht auch eine Möglichkeit, ihm ganz persönlich Ausdruck zu geben…
Herzliche Grüße zum Sonntag
Ihr Pastor Stefan Dumont