Liebe Leserin, lieber Leser,
so leise, wie die Fastnacht gegangen ist, so still ist mit dem Aschermittwoch die Fastenzeit gekommen. Fast unbemerkt - denn eigentlich sind wir nun schon ein ganzes Jahr lang in einer besonderen Fastenzeit. Im letzten Jahr begann sie mitten in der Fastenzeit, dauerte über Ostern und das Frühjahr hinweg, wurde etwas lockerer über den Sommer, um dann im Herbst wieder an Intensität zuzunehmen.
Fastenzeiten sind ja Zeiten des Verzichts. Und das üben wir alle derzeit reichlich. Es gibt niemanden, der nicht irgendwo verzichtet: manche freiwillig, viele gezwungenermaßen und mit einer gefährdeten Existenz im Rücken.
Aber es hilft ja. Man sieht die Kurven in den Grafiken sinken. Der Verzicht im Lockdown trägt Früchte.
Da kann man natürlich schon die Frage stellen, ob wir jetzt noch eine "klassische" Fastenzeit brauchen. Ist nicht durch Corona schon genug Verzicht gefordert? Lernen wir nicht schon seit einem Jahr ganz intensiv zu schätzen, was wir haben? Zu unterscheiden, was wichtig und was unwichtig ist?
Ja, eindeutig. Und deshalb will uns die Fastenzeit 2021 nicht nochmal weiter 6 schmale Wochen oben drauf satteln, sondern sie will uns anleiten, das eigene Leben auch aufgrund der Erfahrungen des letzten Jahres neu auszurichten. Sie will uns anbieten, neu Halt im Gottvertrauen zu suchen. Sie will Zeit geben, das Leben neu zu entdecken, nach vorne zu schauen und aus dem ganzen Ungemach, das uns täglich umgibt, die "Perlen" heraus zu lesen - denn die gibt es auch. Kleine Zuwendungen des Guten, Freundlichkeiten der Anderen, Wegweiser in undurchsichtigen Zeiten.
Man muss sie sehen wollen, all die kleinen guten Dinge, die unser Leben wertvoll und lebenswert machen.
Dafür gibt die Fastenzeit nun den Anlass. Der Lockdown steuert von sich aus viel Zeit dazu, denn wir haben wenig Möglichkeiten, anderes zu tun.
Dass die 40 Tage bis Ostern für uns alle gesegnete Tage sein mögen,
wünscht sich Ihr Pastor
Stefan Dumont