Liebe Leserin, lieber Leser,
wiedermal sende ich Ihnen mit diesem "elektronischen Hirtenbrief" einen herzlichen Gruß zum bevorstehenden Sonntag.
Ich will Ihnen heute von einer kleinen positiven Kampagne erzählen, die derzeit durch die sozialen Medien geht, aber die - wie so vieles von Kirchens - im Übermaß der Negativschlagzeilen verhallt. Diese Kampagne begleitet die Veröffentlichung der kirchlichen Statistik des Jahres 2021, die ja bekanntermaßen ungeschminkt zeigt, wie sehr sich die Menschen von Kirche entbinden und distanzieren. Ich glaube sogar, dass es für manche, die es innerlich zerreißt bei all dem, was da bei uns im Argen liegt, auch eine Befreiung ist, den Schritt aus der Institution heraus zu machen.
Das ist die Lage derzeit - und das sollte man nicht versuchen schön- oder klein zu reden.
Die Medienleute bei der deutschen Bischofskonferenz nehmen das zum Anlass, aus dem Statement des Vorsitzenden zur Veröffentlichung der Statistik ein paar Zitate herauszulösen, und daraus eine Social-Media-Kampagne mit dem Titel "Das Plus von Kirche" zu machen.
Täglich gibts auf facebook, Instagram und Co ein neues Bild mit ein paar Worten von Bischof Bätzing, der in dieser irgendwie hoch aufgeladenen Zeit nicht müde wird, neben dem selbstverursachten Dilemma von Kirche auch die andere Seite zu betonen: "Das Plus von Kirche". Und das gibt's ja nach wie vor!
Wir alle sind ja nicht Christinnen und Christen in einer Kirche, weil uns ihre überkommene Struktur schon immer so gut gefallen hat. Vielmehr hält uns doch die Erfahrung von Heimat und einer Lebens-, Glaubens-, und Hoffnungsgemeinschaft, die uns von Kindheit an geprägt hat. Wir wissen genau um das Plus von Kirche in vielen Bereichen und wir ahnen, dass es das auch heute noch gibt:
• Wie oft geben die Leute - wenn Sie Gelegenheit zur Wahl haben - einem kirchlichen Kindergarten den Vorzug, liegen lieber in einem kirchlich geprägten Krankenhaus, melden ihre Kinder in einer kirchlichen Schule an.
• Gerade derzeit wissen wir viele Menschen, die unter den aktuell wirtschaftlichen Verhältnissen schon wirklich leiden, bei den kirchlichen Hilfsstellen gut aufgehoben. Bei der Caritas und den Tafeln leisten viele ehren- und hauptamtliche MItarbeiterinnen und Mitarbeiter enorm viel. Ein Plus von Kirche!
• Wie gut tut es, Helferinnen und Helfer von Sozialstation und ambulantem Hospizdienst an der Seite zu haben, wenn ein Familienmitglied schwer krank oder zu Ende therapiert ist. Wie segensreich ist die Einrichtung einer Notfallseelsorge oder der Telefonseelsorge.
Wer jemals in der Not darauf zurückgreifen konnte, weiß, wie wertvoll sie sind. Auch hier stehen Menschen im Dienst von Kirche an der Seite derer, die Hilfe brauchen.
• Und auch der sichtbarste Bereich von Kirche - die Gebäude, die Gemeinden, die Dienstleistungen zu den Gelegenheiten, in denen Glauben und Leben einen Ausdruck brauchen, eine Gestaltung und eine Form in Festen und Feiern, aber auch in Tagen der Trauer und Sorge. Das sind die Gelegenheiten, in denen das ganz normale Leben herausgehoben wird aus dem Alltäglichen in das Besondere, das zu Machen wir nicht selber in der Hand haben. Mit der Frage nach Gott und Ewigkeit, nach Sinn und Leben laufen wir ohne Kirche, d.h. ohne die Gemeinschaft glaubender Menschen, ins Leere.
Ein Plus von Kirche...