Der Europarat bietet zig Kurse zu Grund- und Menschenrechten online an.

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Dass der Europarat Fortbildung zum Thema Menschenrechte als Onlinekurse anbietet, begrüßt der Jurist Oliver Scheiber im Gastblog.

Die Grundrechte, die Menschenrechte sind die Basis von Frieden und Demokratie in Europa. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die europäische Menschenrechtsordnung laufend weiterentwickelt. Etwa ab der Jahrtausendwende entstand ein Bruch: Menschenrechte wurden immer öfter infrage gestellt – etwa durch staatliches Streben nach umfassenden Datenerfassungs- und Überwachungsmaßnahmen, aber auch durch Angriffe auf Menschenrechtskonvention und Flüchtlingskonvention, um Asylwerberinnen und Asylwerber leichter zurückweisen zu können.

Umso wichtiger ist es, Menschenrechtsstandards zu verteidigen und auszubauen. Aktuelle Bedrohungen wie die Klimakatastrophe sind im Kern eine Menschenrechtsfrage – es geht um Leben und Gesundheit und den Erhalt der Lebensgrundlagen vieler Menschen. Zudem werden die Menschenrechte immer öfter im Zusammenhang mit Fragestellungen zu Beginn und Ende des Lebens diskutiert – sei es künstliche Befruchtung, seien es Organtransplantationen oder Sterbehilfe.

Verschiedene Menschenrechtsfragen

Es ist die europäische Ebene, die die Menschenrechtsentwicklung energisch vorantreibt. Neben der Europäischen Union ist der Europarat, dem nahezu alle europäischen Staaten angehören, ein wichtiger Player. In Zusammenarbeit mit der EU entwickelt eine eigene kleine Einheit des Europarats, das sogenannte HELP-Programm (Human Rights Education for Legal Professionals), seit mehr als zehn Jahren Grund- und Menschenrechtsschulungen. Diese Schulungsprogramme waren zuerst für die Rechtsberufe gedacht, mittlerweile wurden die Zielgruppen auf die Universitäten ausgedehnt.

Das HELP-Programm hat sich in den letzten Jahren auf Onlinekurse zu einzelnen Artikeln der Europäischen Menschenrechtskonvention und zu verschiedensten Menschenrechtsfragen spezialisiert. Das Angebot ist breit, es folgt einem modernen Menschenrechtszugang und enthält Kursangebote unter anderem zu folgenden Bereichen: Umweltrecht und Menschenrechte, Berufsethik der juristischen Berufe, Antikorruption und Menschenrechte, Cybercrime, Europäische Sozialcharta, Arbeitsrecht, Häusliche Gewalt, Asylrecht, Kampf gegen Rassismus, kinderfreundliche Justiz, jugendliche Flüchtlinge, Pharma- und Medizinkriminalität, internationale strafrechtliche Zusammenarbeit, Beschuldigtenrechte im Strafverfahren, Hass im Netz, Radikalisierungsprävention, Bioethik, Menschenrechte und Sport, Meinungsfreiheit, Begründung gerichtlicher Entscheidungen im Sinne des fairen Verfahrens.

Tool auch für Unis und Schulen

Alle HELP-Kurse erfüllen einen hohen didaktischen Anspruch und sind mit Selbstüberprüfungseinheiten, Videos und Fallbeispielen gespickt. Das Besondere: Das gesamte Kursangebot steht kostenlos zur Verfügung. Es ist das wohl spannendste menschenrechtliche Online-Aus- und -Fortbildungsprogramm in Europa und wird durch Kooperationen auch in Staaten Asiens und des südlichen Mittelmeerraums genutzt.

Die Zahl der Online-Userinnen und -User des HELP-Programms wächst rasant. Allein in den letzten beiden Jahren verdoppelte sich die Zahl der Userinnen und User der HELP-Website in der EU von 21.100 auf 42.200. Insgesamt hat das Programm derzeit 95.000 Userinnen und User. Aktuell existieren 254 HELP-Kurse in verschiedenen Sprachen Europas.

Noch ist das HELP-Onlineprogramm in Österreich wenig genutzt. Es bietet sich als hervorragendes Tool für die rechtswissenschaftlichen Fakultäten der Universitäten, aber auch für sonstige Hochschulbereiche und wohl auch Gymnasien an, aber ebenso für NGOs und für alle interessierten Bürgerinnen und Bürger. (Oliver Scheiber, 21.2.2022)