Liebe Leserin, lieber Leser,
ein herzlicher Gruß an Sie alle zum Wochenende. Ich habe dem elektronischen Hirtenbrief heute ein Bild vorangestellt, das aus einer der großen Datenbanken im Internet stammt, die man anzapft, wenn man Beiträge im Netz oder für Druckmedien illustrieren will. Die Stichworte, die u.a. zu diesem Bild führen, sind ganz einfach nur "Corona" und "Gesellschaft". Das Foto zeigt mir eine "Bestandsaufnahme" des Settings, in dem wir im Moment leben.
'Grau' ist dieses Setting, aber die Menschen darinnen machen es wenigstens etwas bunt. Sie stehen auf Distanz, sie warten und sie beschäftigen sich mit ihren digitalen Kommunikationsgeräten. "Schlange stehen" ist angesagt in diesen Zeiten. Vor manchen Läden oder vor den vielen Hallen und Sälen, die sich in ein Test- oder Impfzentrum verwandelt haben. Viele tragen es mit Geduld und Fassung.
Unsere Welt hat sich verändert. Gesellschaft hat sich verändert und ändert sich noch weiter. Vieles trübt die Stimmung, anderes wächst neu und entwickelt sich gut, schneller als gedacht. Vereinsamung, Verarmung, Existenznot, Zukunftsangst einerseits, Solidarität, Familie, Digitalisierung, Wertschätzung andererseits. Die Corona-Medaille hat eben auch zwei Seiten, und beide bestimmen jetzt - und wohl auch noch recht lange weiter - unser aller Leben. Das sehen wir kommen. Darauf stellen wir uns ein. Aber das heißt auch, dass die Perspektive, in der "hinterher alles wie vorher" ist, nicht weiter tragen kann.
Der Limburger Bischof Georg Bätzing hat sich zur Situation der Gesellschaft in dieser Woche mit einem "Sozialwort" geäußert. Wie das so ist bei kirchlichen Äußerungen, sie finden medial nicht viel Nachhall, wenn sie sich nicht um ein skandalträchtiges Spitzenthema drehen. Ich möchte Ihnen dieses Wort aber nicht vorenthalten, weil ich finde, dass es einige gute Gedanken aus christlicher Perspektive anbietet. Es geht um "Verantwortung" in dieser Pandemiezeit. Um die der öffentlichen Hand, aber auch um die eigene persönliche Verantwortung, die jeden trifft und die jeder wahrnehmen kann. Bischof Bätzing eröffnet eine Fülle von sozialen und wirtschaftlichen Blickwinkeln, aus denen die gegenwärtige Krise betrachtet werden muss. Diese unterschiedlichen Blickwinkel helfen, sich ein umfassenderes Bild zu machen, um getroffene Maßnahmen zu verstehen, oder versäumte Möglichkeiten benennen zu können.
Mit dem christlichen Selbstverständnis im Hintergrund wird deutlich, dass jede und jeder einen Beitrag leiten muss, je nach dem, wie man's kann. 'Stärkere Schultern müssten dabei auch stärker belastet' werden.
Es ist nicht übermäßig lang, das Sozialwort. Und auch kein kuriales Wortgetümmel. Man kann es gut lesen und ich möchte es Ihnen einfach hier anbieten. Sie können es als pdf-Datei laden, lesen - und dann selber weiterdenken.