Liebe Leserin, lieber Leser,
es ist ein ziemliches Durcheinander, das da seit Donnerstagabend entstanden ist im Bistum Trier. Mit der Intervention aus Rom stoppte von jetzt auf gleich der ganze Umsetzungsprozess der Bistumssynode. Die letzten 5 Wochen vor der Neugründung der 15 Pfarreien der Zukunft waren gerade angebrochen, und dann kam die Vollbremsung.
So langsam ist der Bremsweg zu Ende, der Zug steht und der erste Rauch, der sich dabei vom Abrieb des Bremsgummis bildet, verzieht sich. Und je klarer die Luft wieder wird, umso deutlicher wird sichtbar, wieviel Fragen das Ganze jetzt aufwirft, die wir vor einer Woche noch nicht hatten.
Gut, die Bistumsreform ist erstmal aufgeschoben, aber ja (Gott sei Dank) nicht aufgehoben. Denn wie schon öfters angemerkt: Dass sich etwas ändern muss im Betrieb bei Mutter Kirche, dass stellt doch niemand mehr wirklich in Frage (auch nicht die Beschwerdeführer mit ihrem Brief nach Rom). Es gilt eben, die richtigen Akzente zu setzen, die Analyse und Vorschläge der Synode ernst- und anzunehmen und dann mit den Menschen vor Ort zusammen die Zukunft zu planen. Letzteres ist bisher nicht passiert, und - da bin ich nach wie vor von überzeugt - da liegt das Hauptproblem, das jetzt den Getriebeschaden im Bistumsbetrieb verursacht hat.
Über die Hintergründe und die Einordnung dessen haben Pastor Unkelbach und ich Sie ja alle letzten Sonntag im Gottesdienst ausführlich informiert. Und am kommenden Sonntag wird uns der Bischof selbst mit einem Hirtenwort an seinen Gedanken dazu teilhaben lassen.
Ich halte es jetzt für angebracht, dass alle Beteiligten die Chance zum Innehalten wirklich nutzen und miteinander an die strittigen Fragen und Punkte drangehen. Sich gegenseitig vorzuhalten, wer wieviel Schuld an diesem Getriebeschaden der Synode hat, bringt jetzt nichts (mehr). Ein "Nachtreten" wie das, was wir in der Zeitung am Mittwoch durch die (sicher nicht preiswerte) schwarzweiße Anzeige der "Initiative Kirchengemeinde vor Ort" gesehen haben, ist ebenso unnötig wie das Verfassen von (dem kurialen Stil der vatikanischen Behörden angepassten) Solidaritätsbekundungen der pro-synodalen Interessengruppen nach Rom. Man muss jetzt die Zeit hier im Bistum nutzen, denn was die Römer sicher am Ende nicht regeln werden, sind die Dinge, die die Menschen in den noch bestehenden Gemeinden so beschäftigen, dass ihnen (zumindest mal hier in Andernach) spürbar ein Stein vom Herzen gefallen ist, als deutlich wurde, dass die rasante Reform für den Moment eine Pause einlegt. Vielleicht war das, was da kommen sollte, einfach "eine Schippe zu viel" des Neuen...
Unpassend finde ich es nicht, dass diese Pause jetzt mit dem Advent zusammenfällt. Auch wenn wir, statt das Neue zu erwarten, nun erstmal noch eine Ehrenrunde in den bestehenden Verhältnissen drehen werden. Aber diese Sicherheit, dass im Moment mal nichts passiert, kann uns innerlich freier machen dafür, den Advent wirklich zu nutzen und uns seelisch, geistlich, pastoral auszurichten auf das Weihnachtsfest. Gott selbst hat wieder Platz in der Mitte unserer Gemeinschaft, die ja zunehmend unruhiger wurde, je näher der Termin des Jahreswechsels rückte.
Gott selbst hat wieder Platz unter uns.
Ist das nicht ein beruhigender Gedanke? Und alles, was er braucht, ist am Ende eine Futterkrippe, um darin zu liegen und Mensch an unserer Seite zu sein.
Solange wir genau das an Weihnachten feiern,
solange wir uns darauf freuen im Advent,
solange wir unser Leben ausrichten an der Hoffnung, dass dies alles wahr ist,
dass Gott auch an meiner und Deiner Seite steht,
solange wird auch die Kirche (über)leben,
- weil die Hoffnung nachhaltiger ist, als jede noch so gut gemeinte Struktur.
In freudiger Erwartung zünden wir am Sonntag die erste Kerze an.
Ihr Pastor
Stefan Dumont