Lokschuppen-Eigentümer tritt Debatte um Gewerbebau am Bahnhof los

Der rechteckige Gewerbebau, über den im Rahmen der B-Plan-Schillergärten nun auch diskutiert wird, ist im Süden der geplanten Schillergärten-Bebauung zu sehen. Rechts davon (weißes Quadrat), deutlich zurückliegend, liegt der historische Lokschuppen.

Abbildung: Planungsteam Désor

Kronberg (mw) – Lokschuppen-Eigentümer Dr. Jochen M. Kleeberg, Gründer und Geschäftsführer des Beraterunternehmens alpha portfolio advisors, dem Mieter des historischen Gebäudes am Bahnhof, hat im Vorfeld zur nächsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt (20. März, 19 Uhr, Raum Feldberg I) bei den Parteien vorgesprochen, um auf den seiner Überzeugung nach „zu großen Klotz von Gewerbebau“ in der Rahmenplanung des Bahnhofsareals hinzuweisen.

„Erdrückt“ Gewerbebau Lokschuppen?

„Den hat sich offenkundig keiner genau angeschaut“, so meint er. Kleeberg befürchtet, dass der geplante Gewerbebau den historischen Lokschuppen „erdrückt“ und rät den Kommunalpolitikern, diesen modernen Bau noch einmal in seinen Dimensionen zu überdenken. Natürlich sei klar, dass hier Moderne und Historie aufeinandertreffen würden. „Aber das sollte so gemacht werden, dass das Entrée Kronbergs nicht für die nächsten Jahrzehnte verschandelt wird.“ Noch allerdings gibt es dazu gar keine Entwürfe, auf die städtischerseits Einfluss genommen werden könnte, denn die Wilma Immobilien AG als Eigentümerin der Schillergärten will zunächst an einen Investor weiterverkaufen. Zur Zeit geht es also nicht um Gestaltungsvarianten, sondern allein um Festsetzungsgrößen wie Breite, Tiefe und Höhe des Gewerbebaus, wie der Erste Stadtrat mitteilt.

Aber auch die möchte Kleeberg noch einmal durchdacht wissen: Sein Vorschlag zu einer „ausgewogenen Lösung“: Verkleinerung der Außenmaße des geplanten Gewerbebaus, Vergrößerung des Abstandes zum historischen Lokschuppen um mindestens fünf Meter sowie eine Reduktion der Höhe um mindestens ein Geschoss.

„Das sind alles sehr emotionale Äußerungen, die Herr Kleeberg hier getroffen hat“, kontert Erster Stadtrat Robert Siedler (parteilos) zu Kleebergs Ausführungen. „Dass der Gewerbebau hässlich werde, ist genauso an den Haaren herbeigezogen wie, dass er sich im Verhältnis nicht in die Umgebung einfügt“, so Siedler. Der Baukörper ist in Verlängerung zum Studien- und Verwaltungszentrum der Kronberg Academy angeordnet und im rechten Winkel zum Hotelbau. Er sei sozusagen der Vermittler zwischen Hotel und der Wohnbebauung in den Schillergärten. Nach überschlägiger Ermittlung sei festzuhalten, dass der Gewerbebau lediglich „doppelt so groß wie der Lokschuppen werde und nicht viermal so groß“, wie Kleeberg vermittle. Dieser spricht dabei von der Summe der Bruttgeschossflächen: „Maßgeblich für einen Vergleich kann aber nicht die Geschossfläche sein, da der Lokschuppen als Industriebau ja ganz andere Geschosshöhen aufweist. Ein Vergleich kann nur über die Baukörper mit ihren Volumina stattfinden“, erläutert Siedler. „Hier kommt der Gewerbebau auf ungefähr 5.600 Kubikmeter und der Lokschuppen auf zirka 2.900 Kubikmeter.

Lokschuppen-Eigentümer Kleeberg zeigt in einer hauseigenen Ansicht die Größenverhältnisse beider Gebäude von der Bahnhofstraße aus betrachtet nebeneinander liegend. Das erweckt beim Betrachter allerdings den Anschein, die Gebäude würden in gleicher Tiefe nebeneinander stehen. „Das ist aber nicht der Fall“, korrigiert Siedler, genauso wenig wie die Information richtig sei, dass zwischen beiden Gebäuden nur ein Abstand von fünf Metern liege. „Die beiden Gebäude stehen sich nur mit einer Ecke gegenüber und der Abstand vom Lokschuppen bis zur Grundstücksgrenze beträgt fünf Meter“, klärt er auf. Auf dem Schillergarten-Grundstück folgten dann weitere fünf Meter, die aus Zufahrt zu den möglicherweise geplanten Ladenlokalen des Gewerbebaus unbebaut blieben. „Die Gebäude stehen also deutlich versetzt zueinander“, erläutert er, „sodass der Lokschuppen in keiner Weise von dem Gewerbebau erdrückt wird.“ Auch sei Letzterer in den Hang hineingeschoben, sodass man vom Lokschuppen aus auf die hintere Seite mit zwei Vollgeschossen und einem Staffelgeschoss blicke. Gegenüber dem Hotel hat der Gewerbebau ein Vollgeschoss weniger.

Die Koalition aus SPD, CDU und UBG wird zu den Argumenten des Lokschuppen-Eigentümers noch Stellung beziehen. Andrea Poerschke (SPD) allerdings betont vorab, dass sie die Aufregung nicht verstehe, da der Gewerbebau von der Mehrheit der Politik gewünscht sei und allein die Wilma Immobilien AG entscheide, wann er kommt. „Noch gibt es keine Planungen, nur Außenmaße dazu, die städtebaulich Sinn machen“, so Poerschke. „Dass eine solche Toplage später auch eine Topgestaltung nach sich ziehe“, davon sei auszugehen. Für sie persönlich stelle sich allerdings zu dem jetzigen Zeitpunkt die Frage, auf welcher Grundlage hier gerade argumentiert werde.

FDP will sich durch Siedler zu Planänderungen informieren

Die FDP-Fraktion will in der ASU-Sitzung am 20. März Siedler bitten, die Abweichungen von dem Rahmenplan aus 2012 bezüglich des Bahnhofvorplatzes (Baufeld III) und des Baufeldes V darzustellen. „Wir möchten genau verstehen, wie das Quartier aussehen wird,“ sagt Holger Grupe, Vorsitzender der Kronberger FDP und Mitglied im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt, „sodass wir jetzt noch nötigenfalls Einfluss auf die Gestaltung nehmen können.“ Alleine der noch in dem Rahmenplan vorausgesetzte, aber inzwischen nicht mehr mögliche Gleiserwerb beeinflusse die Planungen für den Bahnhofvorplatz und das Baufeld V doch „ganz erheblich“. Der Gewerbebau in diesem Ensemble habe „prägenden Einfluss“, bemerkt die FDP, die diese Woche ebenfalls mit Kleeberg gesprochen hatte. Da für den geplanten Gewerbebau im Rahmen des B-Planes „Schillergärten“ noch eine konkrete Planung fehlt, „lehnen wir die geplante Verabschiedung des B-Plans Schillergärten in der nächsten Sitzung der Stadtverordneten ab“, informieren sie.

KfB lehnt die Gewerbebauhöhe sowie Schillergärten-Planung ab

Auch die KfB erinnert in diesem Zusammenhang an die veränderten Rahmenbedingungen. „Ursprünglich sollte ein Bahnhofsvorplatz mit hoher Aufenthaltsqualität entstehen, der mit dem Hotel und einem Gewerbebau gefasst werden sollte. Ein solcher Platz wird nun nicht mehr realisiert werden können, weil der Erwerb der dafür benötigten Flächen nicht möglich ist“, erklärt Alexa Börner, Co-Fraktionsvorsitzende der KfB und Mitglied im ASU. Unter diesen neuen Voraussetzungen sei der geplante Gewerbebau mit einer Höhe von mehr als 16 Metern (Siedler spricht von 14 bis 15 Metern) städteplanerisch nicht mehr passend, zumal der benachbarte Lokschuppen nur knapp zehn Meter hoch sei.

Die wenigen Ansichten, die bisher für dieses Gebiet veröffentlicht wurden, gehen von einer großen Freifläche aus. „Sie zeichnen ein völlig unrealistisches Bild, sind veraltet und sollten schnellstens überarbeitet werden“, kritisiert Börner. Die KfB lehnt die geplante Bauhöhe des Gewerbegebäudes und die sich in den Schillergärten anschließende dichte Wohnbebauung „aus städtebaulichen und auch aus ökologischen Gründen ab“, betont sie für die Wählergemeinschaft. Die Schillergärten-Planung müsse überarbeitet werden „im Sinne der Bürger, auch der Politiker, die sämtlich diese Bebauung nicht gewollt haben“, bezieht sie im Vorfeld der Ausschussberatungen Stellung.

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