Liebe Leserin, lieber Leser,
dass längst nicht nur alles Gute von oben kommt, haben wir in Andernach am vergangenen Freitagabend leidlich erfahren müssen. Ein mächtiger Hagelschauer hat innerhalb von 2 Minuten quer durch die Stadt einen riesigen Schaden angerichtet. Davon sind auch unsere Kirchen und Pfarrheime und Kindertagesstätten betroffen.
Gott sei Dank ist der Schaden überall reparierbar und ersetzbar. Niemand wurde verletzt. Aber nun kommt für alle Betroffenen eine Menge Regulierungsarbeit.
Offenbar ist über der Südstadt besonders viel harter Hagel niedergegangen, denn dort sind die größten Schäden zu finden, beispielsweise in St. Stephan. Ein Gutachter war am Mittwoch auf dem Dach und hat sich die Schäden an der Kuppel und der Dacheindeckung genauer angesehen. Demnach ist die Schieferfläche stark beschädigt. Ein "Flicken" der zahlreich zerschlagenen mehr als 50 Jahre alten Schieferplatten ist wegen der Art der runden und sich nach üben verjüngenden Eindeckung schwierig. Ob wir hier zeitnah eine ganz neue Eindeckung vornehmen müssen, ist noch nicht entschieden...
Dagegen wirken zerbeulte Jalousien oder verstopfte Abwasserrinnen wie "Peanuts".
Es wird viel zu tun sein in und an vielen Gebäuden der Pfarrei. Ganz ehrlich: Die Vielzahl der Schadenorte hat auch was Erschreckendes. Als ich am Montag die unterschiedlichsten Schadenmeldungen an unseren Gebäuden fürs Bistum und die Versicherungen mal zusammengeschrieben habe, war das durchaus auch belastend, insofern, dass ich mich gefragt habe, ob wir die Gebäude wirklich alle ausreichend nutzen und brauchen, um sie als Kirchengemeinde zu "besitzen". Da hat sich - gerade hier in der Innenstadt - in den letzten 70 Jahren ein ansehnlicher Immobilienbestand angesammelt, der in der Zeit großer und aktiver Pfarrgemeinden sicher seinen Sinn (und die entsprechende Auslastung) hatte. Ob das heute alles noch so zeitgemäß ist, muss man in den nächsten Jahren sicher ausführlich und ehrlich miteinander diskutieren und abwägen. Manchmal braucht es vielleicht mal so ein Unwetter, in dessen Folge dann solche Fragen auf den Tisch kommen...
Nun aber werden wir - so wie Sie alle, die Sie zu Hause betroffen sind - aufräumen, reparieren und weiteren Schaden abwenden. Parallel dazu entwickelt sich das Gemeindeleben gerade neu. Nachdem nun auch die letzten Corona-Beschränkungen für Zusammensein und Gottesdienst gefallen sind, genießen wir, was wieder alles möglich ist. Und das ist schön, tut gut und bringt Menschen zusammen - miteinander und mit Gott.
Im Zugehen auf das Pfingstfest wollen wir in den Gottesdiensten der kommenden Woche ganz besonders wieder um die Gabe des Heiligen Geistes bitten, der uns antreibt, motiviert, phantasievoll und kreativ den Glauben zu teilen und das Leben der Glaubenden in der Gemeinde und ihren Gemeinschaften zu gestalten. Darauf kommt's an. Das ist wichtig. Wenn Menschen sagen: "hier bin ich gern", oder "das tut mir gut", dann ist das werbender und missionarischer als jedes Pastoralkonzept, das in Aktenordnern abgeheftet ist.
Wir merken, dass wir uns beim Thema "Kirche" nicht auf die "Offiziellen" verlassen können. Die "Performance", die wir als Institution in der Öffentlichkeit bieten, ist zu Pfingsten 2022 so kaputt wie unsere Dächer. Nicht hoffnungslos, aber dennoch sanierungsbedürftig.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns als neue Pfarrei St. Marien zusammenfinden, uns positionieren als (hoffentlich) frohe Glaubensgemeinschaft, und mit der uns geschenkten Vielfalt an Menschen, Begabungen und Ressourcen unsere GottesOrte beleben, damit die Menschen in Andernach sagen können: "hier bin ich gern", oder "das tut mir gut".
Das geht alles nicht von heute auf morgen, aber es geht,
glaubt
Ihr Pastor Stefan Dumont
und wünscht Ihnen allen ein schönes, sonniges Wochenende.