Navacopah Telegramm 1/2023 |
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Du bist ja groß geworden... |
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Im vergangenen Jahr konnte unsere Vereinsvorsitzende und Gründerin Tabea mit ihrer Familie wieder das Projekt auf Palawan besuchen. Sie verbrachten 6 Wochen im Navacopah Port, von dieser Zeit und den wichtigsten Entwicklungen berichtet sie hier: “Ich war so gespannt, als wir um die letzte Ecke bogen und nur noch ein paar Bambusstangen die Sicht zum Shelter verdeckten. Und dann waren wir da. Mitten im Gewusel des Shelters. Einige Kinder rannten uns fast um - die, die wir schon seit Jahren begleiten und gut kennen. Und ich dachte: "Wow, sind die groß geworden!" Schon richtige Jugendliche waren aus einigen geworden, mit Lippenstift und Instagram Account. Und dann waren da eine Menge unbekannter Kinder, die spielten, lasen oder gerade Musik machten. So viele neue Gesichter - Kinder, die im Navacopah Port täglich ein- und aus gehen und hier ihr zweites Zuhause gefunden haben. Es war berührend, ihre Geschichten zu hören und mit dabei sein zu dürfen und zu sehen, wie das Projekt Teil ihres Lebens ist. Und mein nächster Gedanke war: Krass, der Shelter platzt aus allen Nähten. Wie gut, dass in den kommenden Wochen das Aboneva Projekt fertig wurde... |
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Und da steht sie nun: die neue Aboneva Hütte. Hier gibt es genügend Platz für die Programme. Und endlich: In den letzten Tagen vor unserem Abflug hatten wir auch die erste Tanzlehrerin gefunden. Aber auch ohne Lehrerin üben die Kinder sich dort im Tanzen, ahmen Youtube-Choreografien nach und haben bei der letzten Geburtstagsfeier im Port und bei der Weihnachtsfeier schon eine Aufführung gegeben. Aber die Aboneva-Hütte ist nicht nur eine Tanzschule, sondern auch das lang ersehnte Dschungelkino. Mit Beamer, Leinwand und Popcorn konnte sie im November eingeweiht werden und wird seitdem regelmäßig genutzt. Neben einer Bühne bietet die Hütte in der zweiten Ebene außerdem Platz in der zweiten Ebene für Volontäre und die Crew. Da am Wochenende besonders viele Kinder im Port schlafen, ist der Tanzboden gleichzeitig Schlafplatz in der Nacht für die Übernachtungskinder. |
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Tambling und Carcie. Oder auch: Zwangshochzeit unter Wasserbüffeln. |
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...dass es das heute noch gibt! Wir haben ein Wasserbüffelmädchen für unseren Wasserbüffel Tambling gefunden und in einem Jahr werden sie zusammengeführt, wenn "Carce" alt genug ist. Denn nach wie vor ist unser Wasserbüffel ein wichtiger Gehilfe der Arbeit. Wir haben es hautnah miterlebt: Es regnete, dann regnete es und danach regnete es wieder. Eine Schlammparty vom Feinsten. Alle Arbeitsschritte und Wege sind dadurch ungefähr so, als müsse man sich durch Pudding hindurch essen. Nur nicht so lecker. Doch Tambling schafft es bei jedem Matsch, die Einkäufe, das Wasser, die Baumaterialien oder die Kinder in den Port zu bringen. Da kann kein Auto mithalten! Und so haben wir seinem Gespann ein ordentliches Upgrade verpasst: Eine Wasserbüffel-kutsche wurde aus dem Differentialgetriebe und den Reifen eines liegengebliebenen alten Busses geschweißt. Und mit seiner zukünftigen Büffelfrau Carcie kann eine neue Wasserbüffel-Generation entstehen. Klasse! Wir sind trotzdem weiter an dem Wege-Projekt dran, und versuchen dort Stück für Stück voranzukommen - durch die gebauten Brücken sind schon einmal die schwierigsten Stellen auf der Strecke befestigst. Doch der sehr klebrige Schlamm, der bei Regengüssen überall entsteht, macht es nach wie vor nicht einfach, den Port leichten Fußes zu erreichen. |
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Was ist supercool für Navacopah? Wooooooooooar: Es gibt einen Navacopah-Reis! Echt jetzt? Ja, wirklich: Ein Bio-Jasmin Spendenreis der Firma Reishunger, der "Navacopah-Spendenreis" heißt und bei dem 4 Euro pro Tüte an Navacopah gespendet werden. Damit können wir einige kommende Projektschritte umsetzen, denn der erste Schwung wurde schon verkauft. Was für ein Segen! Schaut ihn euch mal an, da klebt ein richtiger Navacopah-Sticker drauf! Wer hätte das gedacht, dass es so etwas mal gibt! |
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Was braucht Navacopah gerade? Bei unserem besuch haben wir gesehen, dass vieles richtig gut läuft. Aber einiges braucht noch mehr Aufmerksamkeit und Ressourcen. Das Team vor Ort: Leider mussten wir unsere Sozialarbeiterin verabschieden, da sie zu einer staatlichen Stelle wechselt. Wir haben zwar Ersatz gefunden, doch die steigende Inflation und die vergleichsweise niedrigen Gehälter im Vergleich zu staatlichen Stellen, erschwert uns die Suche. Unseren Mitarbeitenden eine faire Bezahlung zu geben, von der sie sich und ihre Familie ernähren können, ist uns ein großes Anliegen. Wir wollen unser Team, welches wirklich gute Arbeit im Port leistet, halten können. Daher möchten wir die Gehälter des Teams vor Ort anpassen. Im Moment bekommen Mitarbeiter in Vollzeit umgerechnet ca. 190 Euro im Monat. Für regelmäßige Ausgaben im Port, wie die Erhöhung der Gehälter, werden daher noch Patenschaften für den Port gebraucht. Kommt gern auf uns zu, wenn ihr Lust habt, bei der Patenwerbung zu helfen und dafür Infomaterial oder Flyer braucht, oder andere Ideen habt. Auch für nun mehr als 8 Studierende suchen wir noch Paten:innen. Wer mehr zu Studienpatenschaften erfahren will, kann sich auf unserer Website erkundigen oder uns einfach schreiben an post@navacopah.de. |
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Was war sonst noch so los in unseren 6 Wochen Port? Wir haben mit dem Team viel inhaltlich gearbeitet und Strukturen erarbeitet, wie die Kinder gut und ganzheitlich begleitet werden können. Als Beispiel: Ein Programm, welches z.B. immer freitags stattfindet ist die "Life-time". Hier werden systematisch Themen zur biologischen- psychologischen-, sozialen- und spirituellen Entwicklung der Kinder mit unterschiedlichen Methoden nacheinander durchgegangen. Dadurch werden jeden Monat alle Bereiche einer Entwicklung fokussiert und der Austausch, aber auch das Wissen über viele Lebensbereiche und mögliche positive Einflüsse erlangt. Wir haben außerdem Ideen gefunden, wie man bei der großen Menge an Kindern (im Moment werden durch das Portteam 73 Kinder begleitet) die Einzelbegleitung besser gestalten kann. Wir haben Ziele für Teamstrukturen gesetzt und einen Mentor gefunden, der dem Team einmal im Monat bei ihrem Team-Power Day zur Verfügung steht. Die nächsten Schritte des Farmprojekts wurden geplant, sodass es losgehen kann, sobald wir die Bestätigung aus dem Amt aus Manila haben. (Die Farm soll langfristig dazu führen, dass vor Ort eigene Mittel erzeugt werden, die das Projekt unterstützen.) Ein Schlagzeug- und neuer Gitarrenlehrer wurde gefunden und der Schlagzeug-Unterricht begann. Der Klavierunterricht muss gerade noch auf einen Lehrenden warten -wir sind gespannt, ob wir bald die richtige Person finden. Die Liste der Kinder, die es lernen wollen, ist jedenfalls schon lang. Eigentlich könnte ich noch so viel erzählen - Waschplatz, Mülltrennung und anderes wurde ins Leben gerufen - aber ein Telegramm ist ja kein Buch. Also erzähle ich nur noch eine Sache. Was mich echt umgehauen hat: Die VIELEN TELLER. Was für eine Menge Teller unsere Köchin im Port mit Essen im Akkord bestückt. Wahnsinn. Sie ist eine Superheldin! Gerade, wenn man dann erfährt, dass einige der Kinder am späten Nachmittag aus der Schule kommen und das erste Mal am Tag etwas zu essen bekommen. Erschreckend, was für eine Armut in den Familien der Kinder herrscht, und dass ein Großteil der Kinder nur noch einen Elternteil besitzen, der versucht sie am Leben zu halten. Zwischen den Zeilen und Gesprächen mit dem Team erfährt man Zustände, die man sich nicht vorstellen kann, wie zum Beispiel vier Geschwister, die nachts in Plastiktüten schlüpfen, damit sie vor dem Regen geschützt sind. Ein Junge, der von seinem Vater fünf Jahre lang mißhandelt wurde. Ich bin erschrocken und zutiefst dankbar zugleich, dass der Port ein Ort ist, der sie auffangen kann, begleitet und auch genau solche Kinder den Port finden, die es bitter nötig haben. Ich bin beeindruckt von der Leistung des Teams vor Ort. Aber besonders bin ich immer wieder dankbar, dass es Menschen gibt, die für den Port als Paten:innen und Spender:innen da sind, diesen Ort für die Kinder ermöglichen und in unterschiedlichster Weise mitwirken. |
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