Liebe Leserin, lieber Leser,
der Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond ist seit dem Jahr 325 der fixe Termin für das Osterfest. Das hat man damals auf dem Konzil von Nizäa beschlossen. Kaiser Konstantin hat es dann verkündet und für allgemein gültig erklärt. Seinen Ursprung hat diese Terminierung aber in der Feier des jüdischen Pessach-Festes, das ja, wie wir aus der Bibel wissen, der Anlass dafür war, dass Jesus und die Jünger sich in Jerusalem aufhielten. Sein Tod am Kreuz vor den Toren der Stadt wird für den "Rüsttag" bezeugt. Das war der Tag vor dem eigentlichen Höhepunkt des Festes, das ja mehrere Tage andauert. Es war der Tag, an dem im Tempel das große Schächten der Opfertiere stattfand...
Pascha, Pessach - für die Juden mehr als ein Gedenktag. Es ist die tief gehende Erinnerung daran, dass Gott sich seines Volkes "erbarmt" hat, als er es aus der Knechtschaft in Ägypten herausgeführt hat, damals mit Mose an der Spitze. Es ist der Beweis dafür, dass Gott da ist und dass er handelt und erlöst. Es war der 14. Tag des Monats Nisan, an dem die jüdischen Familien miteinander in ihren Hausgemeinschaften zum letzten Mal "gut speisten" und die Lämmer verzehrten, deren Blut sie an ihre Türpfosten gestrichen hatten. Am nächsten Tag sollte es losgehen: Mit Sack und Pack wollten sie das Land verlassen und heimziehen - ins gelobte Land. Dass dieser Weg 40 Jahre dauern sollte, ahnte damals noch niemand.
In der Nacht, so heißt es, zog Gott durch das Land, um die Ägypter zu "schlagen". Aber an allen Häusern, deren Türpfosten mit dem Blut der Lämmer bestrichen waren, ging er vorbei. Es war die Nacht des ersten Frühlingsvollmonds...
Das zweite Buch Mose, "Exodus", erzählt diese Geschichte ausführlich. Wir werden einen kleinen Ausschnitt davon heute Abend in der Messe vom letzten Abendmahl hören. Da wird deutlich, wo unsere sonntägliche Mahlfeier herkommt. Das Abendmahl Jesu war ja eben das Festessen des "Meisters" mit seinen "Schülern" in der Erinnerung an den Startpunkt des Auszugs Israels aus Ägypten. Ein Abend um den ersten Frühlingsvollmond...
Ein Blick zum Himmel in den letzten Tagen hat uns den vollen Mond über uns sehen lassen. Ein wunderbares Naturschauspiel, jeden Abend aufs Neue. Mit dem Mond kommt das Osterfest und damit wird für uns Christen die Erinnerung geweckt und erneuert, dass Gott den Menschen durch alle Zeiten und in so vielen Leid-Situationen beigestanden hat. Niemals hat er "seinem Volk" die Härten der Natur und des Lebens erspart. Das jüdische Volk steht ja in der Welt beispielhaft für "leidvolles Geschlagensein" und tiefes Gottvertrauen. DIes gründet in der alten und immer wieder überlieferten Erfahrung, dass Gottes Bund mit dem Volk unverbrüchlich ist. Es gibt immer Hoffnung!
Die Auferstehung Jesu, die wir am Sonntag feiern, macht diese Hoffnung zu einer Erfahrung für alle Menschen. Uns Christen wurde sie in der Taufe gleichsam "eingeimpft".
Das Osterfest 2021 "frischt diese Impfung auf" und führt uns an die Quelle und den Ursprung unserer Hoffnung und Zuversicht, die wir in dieser Pandemie gerade jetzt nochmal besonders stärken wollen.
Wie schon im letzten Jahr fällt Ostern auch diesmal in eine Zeit großer Niedergeschlagenheit. Wir sind dieses Virus leid. Gerade dachten wir noch, es wird spürbar leichter - da kommt es mit dreifacher Wucht zurück. Umsomehr brauchen wir jetzt erneut die Zusage, dass Hoffnung da ist, und all die Menschen trägt, die sich ihr öffnen. Ostern ist Leben, Hoffnung, Zuversicht, Zukunft - und das mitten in all dem, was die Pandemie in unserer Welt anrichtet.
Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Ostern Sie berührt und stärkt. Jetzt!
Ihr Pastor
Stefan Dumont