Wenn der Mensch ans Sterben kommt, dann begleitet ihn (oder sie) die "irdische Kirche" in Person der nahestehenden Menschen mit Beistand und Gebet. Niemand soll alleine Abschied vom Leben nehmen müssen. Hier im Bild sind es eben die Apostel, die mit und für Maria wachen und beten - und im Moment des Todes auch den irdischen Leichnam ehren, indem einer von ihnen das Weihrauchfäßchen schwenkt. Die "himmlische Kirche" freut sich dann über den Neuzugang. Der vom irdischen erlöste Mensch ist ab sofort Teil der himmlischen Kirche Gottes. Dass in ihr selbst der Heilige Geist eine Mitra trägt, wie auf dem Relief zu sehen, befremdet uns heute etwas, ist aber wohl eher der Vorstellungswelt des Mittelalters zuzuordnen.
In der überlieferten Aufnahme Mariens in den Himmel erkennen wir Christen einen wesentlichen Teil unserer Zukunftshoffnung wieder. Gott macht wahr, was er in Jesus immer wieder versprochen hat: "Ich werde Euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin" (Joh 14,3). Wer sein Leben in aller Freiheit auf Gott hin ausgerichtet hat, der darf genau darauf hoffen. Und weil wir Menschen nunmal sind, wie wir sind - d.h. also nicht perfekt - ist es der Dienst der Kirche, mit den Menschen und für die Menschen zu beten, und Gott immer wieder zu bitten, dass seine Barmherzigkeit gegenüber jedem Menschen größer sein möge als alles, was den Menschen im Leben als fehlerhaft (man kann auch sagen: "sündig") erscheinen läßt.
Da sieht man wieder: "Glauben" ist gemeinschaftsbildend. Denn die Gemeinschaft der Glaubenden trägt mit ihrer Hoffnung den, der gelegentlich ans Zweifeln kommt, und sie trägt im fürbittenden Gebet denjenigen, der sich mit seinem Leben irgendwann mal vor höherer Instanz verantwortet. Also, uns alle...
Wenn man so sagen will: Mit Maria zeigt Gott uns, wie's geht. Sie hat in ihrem Leben in allen Situationen Bereitschaft gezeigt, Gott und seinen Plänen zu trauen - auch wenn das manchmal alles völlig undurchschaubar war. Und sie hat wesentlich Anteil dran, dass sich die engsten Anhänger Jesu als frühe Form von Kirche gefunden und gesammelt haben - nach seinem Tod und seiner Auferstehung. Die Aufnahme Mariens in den Himmel zeigt Gottes Wertschätzung für den Menschen. Nicht nur für Maria, sondern im Vorausblick auch schon für jeden von uns.
Nicht, das wir das morgen schon in Anspruch nehmen wollten... aber daran glauben und darauf vertrauen zu können, gibt dem Leben hier ("unter" dem Himmel) doch auch eine gewisse Gelassenheit,
meint Ihr Pastor
Stefan Dumont