Liebe Leserin, lieber Leser,
der Palmsonntag steht vor der Tür, die Fastenzeit neigt sich dem Ende zu: es wird Ostern. Nach dem "stillen Karneval" sollte ein "stilles Osterfest" folgen, doch das hat man in Berlin gestern wieder gekippt. War's das dann mit der großen Stille?
Was bleibt, ist eine große Verunsicherung. Was hilft denn noch im Kampf gegen das Virus? Wir sind offensichtlich relativ hilflos - und abhängig von so vielen Faktoren menschlichen Handelns, die das Dilemma mit beeinflussen. Die Verfügbarkeit von Testmöglichkeiten, der mangelnde Vorrat an Impfstoff, einige wenige Unvorschtige, die in ihrem Drang nach Abwechslung in Richtung Malle starten, während bei uns im Lande kein Osterurlaub möglich ist (übrigens für die Spanier in Spanien auch nicht). Abend für Abend präsentiert sich uns dieses Dilemma in den Nachrichten und den folgenden Sondersendungen. Es ist, als wären wir in dieser Corona-Schlinge gefangen und kommen da einfach nicht raus...
Die "Bitte" der Kanzlerin, die Kirchen mögen auf öffentliche Gottesdienste verzichten, fand erwartungsgemäß keine wohlwollende Resonanz. Haben wir doch schon an Weihnachten gezeigt, dass wir mit Augenmaß und großer Vorsicht Gottesdienste feiern können und die verordneten Hyieneschutzmaßnahmen einhalten. Mal abgesehen von einigen freikirchlichen Gottesdiensten hat es weder in einer evangelischen noch in einer katholischen Kirche bisher nennenswerte Infektionsereignisse gegeben.
Während ich diese Zeilen schreibe, haben wir immer noch keine offizielle Information aus Trier, wie sich die Kirchen zu dieser Bitte verhalten werden. Ich gehe im Moment davon aus, dass wir unsere Gottesdienste in der Kar- und Osterwoche wie geplant öffentlich feiern werden. Die "Ostergottesdienste sind keine Nebensache, kein schmückendes Beiwerk", so hat es Bischof Bätzing dieser Tage gesagt. Nein, sie sind der Kern unserer christlichen Hoffnung, denn in ihnen feiern wir Gottes großes Wirken an der Welt, Jesu Durchgang vom Leid , durch den Tod zum Leben. Damit verbindet sich für uns Menschen im Jahr 2021 der Lichtblick, den wir jetzt brauchen in der Verflochtenheit und im Dilemma der Pandemie.
Der Blick ins Osterlicht ist der Blick ins leere Grab und ist die Einsicht, dass Leid und Tod nicht das Letzte sind, das uns auf dieser Welt passiert.
Der Blick ins Osterlicht lenkt unser Augenmerk auf neues Leben bei Gott. Wie auch immer das aussehen mag - es ist Leben, es ist neu, es geht weiter, es gibt Zukunft. Das ist der Zuspruch, den uns Ostern schenkt. Und genau das feiern wir in den Ostergottesdiensten.
Dennoch appellieren wir seitens des Pastoralteams an die Eigenverantwortung aller, die gerne zum Ostergottesdienst kommen möchten: Die Corona-Lage ist sehr angespannt. Die rapide steigenden Infektionszahlen machen Angst und Bange. Die dritte Welle hat uns längst eingeholt. Auch in der Kirche müssen wir uns rücksichtsvoll und gegenseitig schützen. Deshalb bitten wir um genaue Beachtung der bestehenden und bekannten Regeln. Bitte melden Sie sich unbedingt zum Gottesdienst an, nur so kann auch eine Teilnahme gewährleistet werden. Wenn die zulässige Obergrenze an Personen überschritten ist, können wir niemanden mehr einlassen. Prüfen Sie ihr gesundheitliches Befinden - und im Zweifel nehmen Sie lieber am Bildschirm am Gottesdienst teil.
Schon jetzt ein herzliches Dankeschön allen Helferinnen und Helfern, die es in all unseren Kirchen möglich machen, dass wir die Kar- und Ostertage feiern können. Ohne Ihren Einsatz wäre das nicht möglich! Vergelt's Gott dafür.
Also, gehen wir in die Heilige Woche. Gehen wir mit Christus durch diese Tage von "Hosianna" und "Kreuzige ihn". Wir wissen, dass Ostern wird in der biblischen Verkündigung. Möge uns das auch Kraft geben für die Wirklichkeit der Ostertage im Jahr 2021, die geprägt sind von der Hoffnung auf Erlösung von dem, was uns krank macht und zermürbt - damit wir das Leben (zurück)gewinnen.
Ihr Pastor
Stefan Dumont