Franz von Assisi hat damals ein Zeichen gesetzt, ein Beispiel einer universalen Liebe, die alle Kreuzzugslogik überwindet.
Die Botschaft ist diese: Wer "Geschwisterlichkeit und soziale Freundschaft", so der Untertitel der Enzyklika, pflegen will, muss sich dem Fremden aussetzen - und dem damit verbundenen Risiko.
Der Papst entwirft eine Vision: Die große Menschenfamilie, die niemanden vom Menschsein ausschließt, muss kein Traum fürs Jenseits bleiben. Einer sich zunehmend abschottenden Welt setzt der Papst die Vision einer solidarischen Weltgemeinschaft entgegen. Ob das mutig ist, sei mal dahingestellt. Aber es ist richtig und wenigstens sagt es einer in dieser verrückten Zeit.
Und uns, seinen katholischen Geschwistern sagt Franziskus: Die Kirche ist nicht um ihrer selbst willen da. Sie muss da sein und dorthin gehen, wo die Menschen sie brauchen. Der Weg des Christen zum Heil führt über die Nächstenliebe. Und der Nächste ist der unter die Räuber gefallene Fremde, der euch verunsichert, ängstigt, und der euch aus der Gleichgültigkeit aufschreckt.
Dass vieles von dem, was der Papst schreibt und einfordert, stimmt, das haben die Kommentatoren und Journalisten, die sich mit der Enzyklika beschäftigt haben, unisono unterstrichen. Es wäre aber noch relevanter und glaubwürdiger, wenn sich sein Gesellschaftsentwurf auch in der institutionalisierten Gestalt der Kirche sichtbar zeigen würde. Der Wille ist sicher bei Vielen da...
An den Schluß seines doch recht langen "Rundschreibens"
(das ist - ganz profan - das deutsche Wort für "Enzyklika")
setzt er ein "ökumenisches Gebet",
das ich Ihnen hier gerne auch anbieten möchte:
Herr, unser Gott, dreifaltige Liebe,
lass aus der Kraft deiner innergöttlichen Gemeinschaft
die geschwisterliche Liebe in uns hineinströmen.
Schenke uns die Liebe,
die in den Taten Jesu,
in der Familie von Nazaret
und in der Gemeinschaft der ersten Christen aufscheint.
Gib, dass wir Christen das Evangelium leben
und in jedem Menschen Christus sehen können,
dass wir ihn in der Angst der Verlassenen und Vergessenen dieser Welt
als den Gekreuzigten erkennen
und in jedem Bruder, der sich wieder erhebt,
als den Auferstanden.
Komm, Heiliger Geist, zeige uns deine Schönheit,
die in allen Völkern der Erde aufscheint,
damit wir entdecken, dass sie alle wichtig sind,
dass alle notwendig sind,
dass sie verschiedene Gesichter der einen Menschheit sind,
die du liebst.
Amen.
Ein gesegnetes Wochenende
wünscht Ihnen
Ihr Pastor Stefan Dumont
der ein paar Gedanken des Textes einem Artikel von Matthias Dobrinski
in der Süddeutschen Zeitung entliehen hat...