Der neue Hirtenbrief aus dem Pfarrbüro |
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Nr. 26 - Sonntag, 12. Juli 2020 15. Sonntag im Jahreskreis Achzehnter Sonntag in Corona-Zeiten |
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Liebe Leserin, lieber Leser, das bekannte Gleichnis vom Sämann wird uns am Sonntag im Gottesdienst begegnen. Jede Menge guten Samen bringt er aus, und was nicht auf den gut bereiteten Boden fällt, landet in den Dornen, Disteln und auf dem Feldweg. Dass dort nicht wirklich was Gutes wachsen kann liegt auf der Hand. Jesus selbst erklärt das Ganze im Evangelium und vergleicht den Samen mit dem guten Wort Gottes, das über die ganze Welt gesprochen ist und da, wo es gehört wird, Gutes bewirkt. Leben, Liebe, Gemeinschaft, Zuwendung, Trost, Hoffnung, Perspektive, Geduld... All das sind Früchte dieses Samens. Lange hat man dieses Gleichnis auch benutzt, um zu verdeutlichen, wie das mit Glaube und Kirche funktioniert: Wer zur Kirche geht, bereitet den Boden dafür, dass Gottes Wort bei ihm gute Frucht bringen kann. In den sogenannten "besten Zeiten" standen die Leute - so wie der Weizen auf dem Bild oben - in Reih und Glied und brachten wie bestellt "die Früchte des Glaubens" hervor - und bildeten so die Kirche. Aufgabe der Priester war es damals, die Reihen geschlossen zu halten, den Boden stets neu gut zu bereiten, das Saatgut unter die Leute zu bringen und zu definieren, wo der Boden nicht gut genug war... Das sogenannte katholische Milieu war omnipräsent. Man war fest eingebunden in die Kirche und ihr Leben. Stadt und Land waren geprägt vom kirchlichen Kalender und von dem, was "man" so macht und wie man sich verhält. Heute wissen und sehen wir, dass dies alles nicht mehr trägt. Jedes Jahr zeigt die kirchliche Statistik deutlich den Rückgang der Kirchlichkeit der Menschen auf. Viele "verzichten" darauf, indem sie einfach nicht mehr am kirchlichen Leben teilnehmen. Zunehmend mehr machen aktiv den Schritt und treten aus der Kirche aus. Allein im letzten Jahr rund 250.000 Menschen in Deutschland. Die Gründe sind vielfältig, das wissen wir. Und sie liegen auf der Hand. Vordergründig steht oft eine Kritik am System, an der Organisation, an der Institution und ihrer Praxis, die Mitgliedschaft in Deutschland über Kirchensteuer zu gewähren, obwohl der Eintritt in die Kirche nicht durch eine Einzugsermächtigung, sondern durch die Taufe erfolgt. In der Taufe wird - um im Bild zu bleiben - der Samen in den Boden gelegt, damit er wachse. Aber bei uns zählt nunmal die eingetragene Mitgliedschaft des Kirchensteuerzahlers. Und der will ja was haben für sein Geld, von dem wir als Kirche mit unserem ganzen Apparat und den vielen Einrichtungen abhängig sind. Da rücken die guten Früchte des Glaubens und die Ernte des Sämanns leider in den Hintergrund. Schlimmer als die Vermutung, jemand frage nicht mehr nach dem Glauben, wiegt die Annahme des drohenden Einnahmerückgangs an Kirchensteuern. Diese Annahme ist tatsächlich systemrelevant, und wir werden erleben, was das bedeutet, auch bei uns in Andernach. Das Bistum hat schon ein allgemeines Sparen in Höhe von 5 % aller Ausgaben verordnet. Es wird nicht die letzte Spar-Runde sein... An der Statstik der vorletzten Woche gibt es nichts schönzureden. Sie spricht für sich, und zeigt, dass Kirche weiter auf dem Rückzug ist aus der öffentlichen Wahrnehmung und Relevanz. Eigentlich müsste das kirchliche Leben bei uns aber doch boomen. Es gibt so viele Bücher, die uns sagen wollen, wie es geht. Es gibt Institute und Magazine, die regelmäßig mit guten Konzepten aufwarten und zeigen "how to become a modern church". Da sind vereinzelt leuchtende Beispiele gelingender Pastoral, die durch die sozialen Medien geistern und uns sagen: "Ihr müsst das nur richtig anpacken". Aber auch die halten den Trend nicht auf. Abgesehen von punktuellen und flüchtigen Phänomenen sind weit und breit keinerlei Indizien dafür auszumachen, dass der Entkirchlichungstrend, der seit den 30erJahren des letzten Jahrhunderts voranschreitet, grundlegend aufzuhalten oder gar umzukehren wäre. Ausschlaggebend dafür ist der Umstand, dass die großen Bewegungen von Individualisierung und Pluralisierung sich nicht umkehren lassen. Wie die Zahnpasta, die nun einmal nicht in die Tube zurück will. |
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Aber: Auch wenn wir in den kommenden Jahren weiter merken werden, dass unsere Relevanz in der Öffentlichkeit schwindet, auch wenn Kirche in vielen Dingen nicht mehr um Meinung und Stellungnahme gefragt werden wird, auch wenn die Austrittszahlen weiter hoch sind und wir auf den ersten Blick nur noch durch unsere Kirchtürme das Stadtbild prägen: wir Christen werden nicht bedeutungslos! Vielleicht in der Wahrnehmung der Gesellschaft, aber nicht in den Augen Gottes. Es sind vielleicht nicht die großen publikumswirksamen Aktionen, nicht die flächendeckende Versorgung mit sinnstiftenden Angeboten, die unsere erste Aufgabe sind. Vielleicht ist es einfach nur die Art und Weise, wie wir leben, was wir denken und wie wir unserem Glauben einen Ausdruck geben. Kirche kann da immer nur unterstützen. Es kommt aber auf jeden und jede einzelne(n) an. Jede und jeder wird so zum Sämann. Das eigene Leben, die eigenen Überzeugungen und die eigene Meinung in den Boden zu legen, es mit gelebtem Gottvertrauen zu düngen und wachsen zu lassen, das wir uns vor der Bedeutungslosigkeit bewahren. Denn wir haben doch der Welt etwas zu geben... Derzeit stehen wir aber immer noch vor und in einer Kirche, die scheinbar bewegungslos bleibt, die gefangen ist in ihrer Geschichte von Erfolg und Versagen, von Tradition und Form, von Wahrheit und Unwahrheit, und die sich schwertut, das Ruder umzulegen. Manche leiden daran, dass sich nichts verändert. Andere sind froh, weil Kirche so für sie ein sicherer Fels in der Brandung unserer Zeit ist. Wir brauchen eine Menge Geduld mit der Kirche und mit uns, vielleicht mehr, als wir annehmen wollen. Wir brauchen Kraft und Verständnis, die Ohnmacht, in der wir stecken, auszuhalten. Ich empfinde das jedenfalls so: Zwischen den verschiedenen Dilemmata von Skandalen, Reformstreit und Mitgliederverlust, in der unklaren Situation in unserem eigenen Bistum, in der spürbaren Auseinandersetzung kirchlicher Interessengruppen bis in die römische Zentrale hinein, in den Zuständen und Auflagen der Corona-Pandemie und ihrer Auswirkungen auf das vertraute kirchliche Leben hier bei uns liegt für mich ein Gefühl von Ohnmacht. Wo anfangen? Was tun? Welchen Weg in den Blick nehmen, um da wieder raus zu kommen? Ich stelle mir vor, dass Jesus mir auch sein Gleichnis erklärt, so wie im Evangelium seinen Jüngern. Und wahrscheinlich wird er mir sagen: "Du brauchst nur zu säen. Nimm dein Saatgut, nimm, was du hast, und säe. Und das andere überlass dem Vater im Himmel." Vielleicht ist das im Moment unsere Aufgabe, auch als Christen in Andernach: Geben, von dem was wir selber schon geerntet haben: Leben, Liebe, Gemeinschaft, Zuwendung, Trost, Hoffnung, Perspektive, Geduld... Und alles andere IHM überlassen. Zugegeben: reichlich Gedanken zum Wochenende... vielleicht auch für Sie. Bei all dem viel Sonne und Sommer wünscht Ihnen Ihr Pastor Stefan Dumont |
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Erste Erstkommunion des Jahres |
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Am vergangenen Samstagabend haben wir in St. Stephan die erste Erstkommunionfeier des Jahres erlebt. Wegen der Corona-Maßnahmen konnte ja bisher keine Erstkommunionfeier stattfinden. Nun sind am Samstag Luca und Ben Jansen der Einladung gefolgt, ihre Kommunion in einem Gemeinde-gottesdienst zu feiern. Beide waren aufmerksam dabei und wurden von ihren Eltern beim großen Moment am Altar begleitet. |
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Zu Beginn des Gottesdienstes wurden Sie besonders begrüßt, brachten dann ihre Komunionkerzen zum Altar und zündeten sie dort an. In den Fürbitten hat die Gemeinde für sie und alle anderen Kommunionkinder besonders gebetet. Am Altar empfingen die beiden dann zum ersten Mal die Kommunion, zusammen mit ihren Eltern und zum Schluß bekamen beide ein kleines Andenken an diesen Tag. Mit ihrer ganzen Familie haben die beiden dann sonntags gefeiert... Die Corona-Umstände gibt uns Gelegenheit, diese Form der Erstkommunion als Alternative zum inszenierten Weissen Sonntag auszuprobieren. Die Premiere am letzten Samstag hat gut geklappt. Die beiden Kinder hatten einen festlichen Gottesdienst, aber im Mittelpunkt stand tatsächlich der Anlass und die Kommunion als Begegnung mit Jesus Christus und seiner Gemeinde. In den Kommenden Wochen (ab August) werden wir weitere Sonntagsgottesdienste mit integrierter Erstkommunion feiern. Wer weiß, vielleicht macht das Beispiel ja Schule... |
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Was macht eigentlich ... Stefan Godderis? |
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Er war eineinhalb Jahre bei uns als Pastoralpraktikant in der Ausbildung und wollte eigentlich Priester werden. Aber manchmal kommt es eben anders: Am vergangenen Samstag hat er in Hermeskeil seine Carolin geheiratet. Corona-bedingt nur mit einer kleinen Hochzeitsgesellschaft. Dennoch wollten die beiden sich in diesem Jahr das JaWort geben. Ein großes Fest wird es 2021 zum 1. Jahrgedächtnis geben. |
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Ich hatte die Freude, die beiden verheiraten zu dürfen und habe auch aus Andernach viele Glückwünsche übermittelt. Stefan Godderis wird in Zukunft als Pastoralreferent im Bistum arbeiten, seine Frau als Gemeindereferentin. (Sd) |
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Ein neuer Pfarrbrief mit vielen Informationen liegt für Sie bereit. Wir haben u.a. auch mal aufgezeichnet, was während der Corona-Zeit so passiert ist. Daneben natürlich auch eine Einschätzung den Entwicklungen im Bistum Trier und die Gottesdienstordnung bis Ende August. Viel Freude und gute Lektüre... | | |
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