Der neue Hirtenbrief aus dem Pfarrbüro

Nr. 41 - Sonntag, 25. Oktober  2020

30. Sonntag im Jahreskreis

Dreiunddreißigster Sonntag in Corona-Zeiten

 

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

eigentlich hätte dieser Hirtenbrief wiedermal aus dem Heiligen Land kommen können. Wäre Corona nicht, dann wäre in diesen Tagen eine fast 90 Personen starke Gruppe aus Andernach im Heiligen Land unterwegs: Das Andernacher Stadtorchester hatte die Reise geplant und wollte u.a. ein großes Konzert in der Partnerstadt Dimona geben. Darüber hinaus hatten wir Konzerte in Jerusalem, am See Genezareth und in Tel Aviv ins Auge gefasst. Zusammen mit den "Andernacher Offiziellen" und interessierten Mitreisenden aus Orchester und Freundeskreis wäre das eine sehr große Gruppe gewesen, die sich zwischen der Negev-Wüste im Süden und der Jordanquelle auf dem Golan im Norden das Heilige Land vertraut machen wollte...

 

Das Bild oben spricht für sich. Es zeigt die Türen der Jerusalemer Grabes- und Auferstehungskirche, mitten in der Altstadt. Zum zweiten Mal schon in diesem Jahr erlebt das ganze Land den Lockdown, den absoluten Stillstand. Selbst diese Tore sind zu. Das hat es in der Geschichte dieser Kirche nicht oft gegeben. Ein Bild mit Symbolkraft, das Fragen aufwirft...

 

Der Himmel zu? Gilt der coronabedingte Stillstand auch für Gott? 

Gott sei Dank - nein. Es ist ja nicht allein der Ort, zu dem ich hingehe, um Gott nahe zu sein, um Stärkung und Zuspruch zu finden. Auch wenn wir mit Kirchen und anderen Orten eher Gottes Nähe verbinden, braucht ER keine offenen Türen und Heilige Länder, um uns anzusprechen und zu erreichen. Manchmal reicht schon ein gutes Wort, das man hört, ein Kalenderspruch, den man liest oder ein Lied, das man hört. 

 

Gott macht nicht zu! Auch wenn man manchmal das Gefühl hat, dass er sich zur Ruhe gesetzt haben mag... Ich glaube, es ist wichtig, mit IHM zu rechnen, auch in den jetzt wieder schwer werdenden Corona-Zeiten. Aber vielleicht nicht so, wie wir uns das gerade vorstellen oder wünschen. Gott ist ja kein Zauberer, der auf unser Bitten hin das Unheil einfach aus der Welt schafft.

Nein, Gott ist der, der mit uns durch die Zeit des Ungemachs geht. An unserer Seite. Davon bin ich überzeugt und das ist meine Hoffnung.

 

Was wir derzeit lernen, ist, dass die Welt eben nicht so funktioniert, wie wir Menschen sie uns  zurechtgestrickt haben. Wir sind tief betroffen, weil wir im Leben aus der weltlichen Fülle schon wieder so sehr eingeschränkt werden, weil wir auf einmal keine Planungssicherheiten mehr haben, weil wir immer mit dem "no go" rechnen müssen. Das ist schlimm, denn zunehmend trifft es uns existentiell, auf ganz unterschiedliche Art. 

 

Es heißt ja, dass wir mit der Bedrohung durch das Corona-Virus leben lernen müssen - auch über das nächste Jahr hinaus. Dadurch lernen wir dann aber  auch neu, solidarisch zu denken und zu handeln.

Wo man nur auf das eigene Wohl bedacht ist, wo eine Gesellschaft eher über den Ellenbogen funktioniert, wird sich das Virus immer wieder festsetzen und vermehren können.

Wo eine Gesellschaft aber aufeinander achtet, wo man merkt, dass es nur miteinander geht, nicht gegeneinander, da verändert sich unsere Welt - ganz im Sinne des Schöpfers.

Vielleicht ist das die Veränderung, die unsere Welt braucht, und die sie mit all ihren Konsequenzen für die ganze Menschheit lebenswerter macht - überall dort, wo Menschen derzeit um ihr Recht auf Leben kämpfen - in Chile und Bolivien, in China und Indien, in Syrien und im Heiligen Land, auf Lesbos und in anderen Flüchtlingslagern, in Europa und auch hier bei uns, bis hin zu den Geschäftsleuten, denen die Pleite droht oder den berufstätigen Eltern, die nicht wissen, wohin mit den Kindern, wenn die KiTa oder Schule wegen Corona geschlossen hat. Eine Herausforderung und Zumutung zugleich. 

 

Letzteres ist dann wieder Gottes Part, finde ich. Der mutet uns eine Menge zu im Drama seiner Schöpfung. Aber "zu-muten" heißt auch "Mut zu machen".

Und das macht ER immer wieder: Mut und Hoffnung. Die Bibel ist voll davon...  Und wir Christen mit offenen Ohren, Augen und Herzen haben doch ein Gespür dafür und können das doch eigentlich weitergeben - durch unsere hoffnungsvolle Art, mit der Herausforderung umzugehen

 

meint und glaubt

Ihr Pastor Stefan Dumont

 

PS: Wo wir schon bei abgesagten Highlights sind...  

Im Rahmen des Domjubiläums hätten wir eigentlich kommende Woche die Regensburger Domspatzen zu Gast gehabt. 56 junge Sänger wären in Gastfamilien untergekommen und hätten uns bei einem Konzert am Samstagabend und im Gottesdienst an Allerheiligen mit ihrem Gesang erfreut. 

Eines der schönsten Werke für Chorgesang ist m.E. der 11.Vers aus dem Psalm 91, in der Vertonung von Mendelssohn: "Denn er hat seinen Engeln befohlen, dich zu behüten". Mit dem folgenden Link zu einem YouTube-Video holen Sie sich diesen Zuspruch, gesungen von den Domspatzen, direkt nach Hause... Er hat seinen Engeln befohlen, dich zu behüten. Lassen Sie sich das einfach mal gesagt und gesungen sein... Es tut gut!

 

In Trier sind sie stadtbekannt, die Comics von Johannes Kolz. Seine Figuren finden sich im Stadtmarketing genauso, wie auf vielen Veröffentlichungen von Vereinen, Verbänden und "Viezpoarzen" (Trierer Viez-Becher). Dieser Tage hat er den freundlichen Herrn mit Maske in den sozialen Netzwerken in Umlauf gesetzt. Er weist uns dezent darauf hin, dass die Maske derzeit der beste Ausdruck für ein respektvolles solidarisches Miteinander ist. Damit wird auch nochmal der Gedanke aus dem Evangelium vom letzten Sonntag sichtbar, der sich mit der Frage beschäftigte, was eigentlich Gott gebührt ("Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und gent Gott, was Gott gebührt"). 

Im Kontext unserer Zeit kann man diese Frage gut beantworten: Ich glaube, was wir Gott derzeit "geben" können, ist der Respekt der Menschen voreinander, der sich ganz konkret darin zeigt, wie wir miteinander umgehen. Dass wir uns gegenseitig schützen, indem wir die ganz einfachen Regeln dieser Tage befolgen. Nächstenliebe kann eben auch die Achtsamkeit aufeinander sein. Für viele in unseren Kirchen ist das gar kein Problem mehr... Gott sei Dank.

Andernach hilft!

Die Pfarreiengemeinschaft hilft Mädchen in Indien

Seit Oktober 2017 unterstützt der Eine-Welt-Ausschuss der Pfarreiengemeinschaft Andernach das Projekt "Neue Chancen für indische Mädchen" der Don Bosco Schwestern. 

Durch Waffelverkauf, Basare und andere Aktivitäten haben wir Spenden gesammelt und konnten so schon eine beträchtliche Summe an Don Bosco überweisen. Doch dieses Jahr sind durch die Corona Pandemie alle Aktivitäten ausgefallen bzw. können nicht stattfinden. 

Über Frau Heck von Don Bosco in Bonn erhielt der Eine-Welt-Ausschuss im Sommer einen Bericht von den Schwestern aus Secundarabad. In Indien ist die Lage weitaus schlimmer als bei uns.  Zur Zeit sind ca. 70 Mädchen bei den Schwestern. Sie dürfen das Haus nicht verlassen. Neben dem normalen Unterricht stehen nun auch Hygieneschulungen und ein wenig Heilkunde, Workshops und kreative und aufgabenorientierte Kurse auf dem Stundenplan. Diese Nachrichten waren für den Eine-Welt-Ausschuss Ansporn zu überlegen, wie die Unterstützung weiter gehen kann.  Und wir haben, dank der Unterstützung durch die Betreiber-Gesellschaft der Stadthausgalerie, eine Möglichkeit gefunden: 

Ab dem 23.10.2020 finden Sie uns bis Ende des Jahres immer freitags und samstags von 11 - 14 Uhr in der Stadthausgallerie - direkt neben dem Eiscafé. Wir waren fleißig und haben für Sie genäht, Marmelade gekocht und anderes mehr. Dort erhalten Sie auch weitere Infos zu unserem Projekt. Kommen Sie vorbei, schauen Sie selbst und unterstützen Sie die Mädchen durch Ihren Kauf oder Spende!

Festliche Primizfeier im Mariendom

Am vergangenen Sonntagabend hat "unser" ehemaliger Pastoralpraktikant und Diakon Carsten Mayer im Mariendom mit uns einen festlichen Primizgottesdienst gefeiert. Vor seiner Priesterweihe am 26. September war er rund 2 Jahre in Andernach zur Ausbildung in Gemeinde, Gottesdienst und Schule. Mittlerweile hat er schon seine Kaplansstelle in Saarlouis angetreten. Viele waren gekommen am Sonntagabend, der Dom war (coronakonform) voll, und auch wenn keiner wirklich mitsingen konnte, war es ein festlicher Gottesdienst, den neben Burkhard Esten an der Orgel auch Marc Podschadly mit der Trompete und Antje Seibeld (Sopran) musikalisch gestalteten. Das Geschenk der ganzen Pfarreiengemeinschaft ist zugleich auch ein Andenken an Andernach: Das weiße Messgewand, das Carsten Mayer am Sonntagabend trug, konnte, wie geplant, durch zahlreiche Spenden von Menschen aus allen Teilen der Pfarreiengemeinschaft finanziert werden. Die Glückwunschlisten, die in den Kirchen auslagen, wurden zu einem ansehnlichen Büchlein zusammengebunden und sind sicher auch eine schöne und bestärkende Erinnerung. 

 

"Kommt den jemand nach?", so wurde dieser Tage gelegentlich gefragt. Nein, da ist zur Zeit niemand in Sicht. Derzeit gibt es im Trierer Priesterseminar keinen möglichen Nachfolger als Pastoralpraktikant. 

 

Bild oben: Danke an KPSchmelzeisen© /KeuleCloud

Aktueller Pfarrbrief

Der Oktober-Pfarrbrief

liegt hier zur Ansicht als PDF

mit der Möglichkeit zum Download bereit. 

 
Pfarrbrief (PDF)

Offener Gesprächskreis

Theologisches Forum

am 24. November 2020 um 19.45 Uhr 

im Thomas-Becket-Haus, Andernach, Breite Straße.

 

"Hört die Klagen der Armen und unserer Erde!"

Warum wir darauf mit der Durchsetzung universaler Gerechtigkeit antworten müssen.Ökologische, ökonomische und soziale Verantwortung hängen unmittelbar zusammen, wie Papst Franziskus in seinen Enzykliken "Laudato si"von 2015 und "Fratelli tutti" von 2020 immer wieder betont.

 

Vorbereitungsteam: Dr. Kuno Füssel, Roswitha und Paul Meyer

Schrifttexte am Sonntag

 

Was sollen Ihre Leser erfahren? Passen Sie Ihre Texte mithilfe individueller Fonts, Fontarten und Formate an.

 

Pfarrbüro • Agrippastraße 13, 56626 Andernach

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