Der neue Hirtenbrief aus dem Pfarrbüro

Nr. 4 - Dritter Sonntag im Jahreskreis

Sonntag, 23.01.2021

Siebenundneunzigster Sonntag in Corona-Zeiten

Liebe Leserinnen und Leser,

 

einen herzlichen Gruß zum kommenden Sonntag sende ich Ihnen wieder mit diesem elektronischen Hirtenbrief aus dem Pfarrbüro. 

Kennen Sie das Gefühl, dass man sich morgens beim Aufstehen wünscht, dass der Tag schnell vorüber geht? Der innere Wunsch, dass es bald wieder Abend werden mag, damit die unangenehmen Dinge, die man für diesen Tag schon vorausahnt, möglichst schnell vorbei sind... Irgendwie ist heute wieder so ein Tag, denn innerkirchlich bringt er wieder jede Menge Wallung mit sich. In München wird heute ein Gutachten zum Mißbrauchsskandal vorgestellt, und weil jede Menge Kirchenprominenz mit dem Vorwurf der Vertuschung konfrontiert ist, wird das wieder eine große Sache. 

Gut, dass es die Aufarbeitung endlich gibt. Gut, dass die Opfer durch den öffentlichen Druck endlich ein Forum haben. Gut, wenn die Institution Kirche merkt, dass im System dringend ein Update erfolgen muss. Gut ist schließlich auch, wenn öffentlich nachgehakt wird, damit gute Vorsätze nicht versanden, sondern umgesetzt werden. 

 

Und doch... Für "Kirche" ist es wiedermal ein Tag, an dem viele Leute durch die folgende Berichterstattung bestärkt werden, weiter auf Distanz zu gehen.

Umgekehrt betrachtet, werden viele Engagierte, die immer noch dabei sind, weil ihnen Kirche auch eine innere Heimat ist, die mehr abbildet, als die bloße Institution, in Frage gestellt werden: "Wie kannst Du da noch mitmachen?" 

Bischof Bätzing hat die Situation der hohen Kirchenaustrittszahlen Ende letzten Jahres treffend beschrieben mit der Feststellung: "Die Menschen exkommunizieren die Kirche aus ihrem Leben". 

Was wir da im Moment erleben, ist der lange befürchtete, seit Jahren vorhergesagte Umbruch in der Kirchenlandschaft, der sich bedingt durch die schleppende Aufarbeitung der Skandale und die Veränderungen der Corona-Pandemie jetzt um ein vielfaches rasanter vollzieht, als die Prognosen das vor ein paar Jahren noch vorausgesagt haben. Auch die Trierer Bistumssynode hat diese Entwicklungen so nicht absehen können. Das muss man wohl einfach mal so feststellen.

Genauso aber auch die Einsicht, dass die vielfach verantwortlich gemachte Glaubenskrise der Gesellschaft um so mehr mit dem Unvermögen der Kirche zu tun hat, den Menschen in dieser Zeit "das Frohe" an der Botschaft Gottes nachhaltig erfahrbar zu machen. Die offizielle Kirche ist selber religiös sprachlos geworden und vermag nicht mehr, den Mehrwert des Glaubens im Leben der Menschen heute allgemein zu beschreiben. Was das "Lehramt" lehrt, findet keine Resonanz.  

 

Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir hier in unseren Gemeinden zu einigen Gelegenheiten im Laufe eines Jahres, oder zu bestimmten Anlässen im Leben der Menschen, diese wirklich mit Gottes Zuspruch erreichen, und dass der Raum für das Erfahren Gottes vor Ort und im eigenen Leben durchaus da ist. Aber wenn dann so ein Tag wie der heutige schon schwarze Schatten für die gesamte Kirche vorauswirft, dann relativiert sich bei vielen Leuten auch die vereinzelt gute Erfahrung und am Ende steht wieder Ernüchterung.

 

Was tun? Die Entwicklung "ausblenden"? Augen zu und durch? Aussichtslose Trostpflaster und Durchhalteparolen? Das kann's alles nicht sein...

 

Ich will glauben, dass dieser Umbruch nun "umbrechen" muss. Keiner weiß, wie lange das dauert und wie schmerzvoll das alles wird. Es "bricht" ja auch Vertrautes auseinander. Auch wenn alle nach Reformen rufen: Sie bringen eben auch den Verlust vertrauter Strukturen, heimatgebender Zusammenhänge und identitätsstiftender Gegebenheiten mit sich. Sie sind eben Teil der Reformnotwendigkeit in der Kirche. 

Ich will aber auch glauben, dass der Grund des Glaubens und der Kirche bleibt: Gott selbst, der sich als Mensch in diese Welt hineingestellt hat, um sie von Grund auf selbst zu erleben, ihre Menschen kennenzulernen und am eigenen Leib zu erfahren, wie sie "drauf" ist, die Welt.

Ich will weiter glauben, dass er für alle, die leiden, scheitern und nach dem Sinn des Lebens suchen, "mehr" zu bieten hat, als einfachen Trost.

Ich will glauben, dass in seiner grundlegenden Vor-Liebe für diese brüchige Welt eine berechtigte Hoffnung auf Heilung des Unheilen liegt. Und für uns Christen ein tiefer Sinn in der gefühlten Sinnlosigkeit der momentanen Situation der Kirche ganz allgemein. 

Ich will weiter glauben, dass Gott diese Welt und ihre Menschen - und auch seine Kirche in Andernach nicht hängen läßt. Dass wir uns das gegenseitig selber immer wieder zuzusagen, dass wir uns des Glaubens und Vertrauens gegenseitig vergewissern - dazu brauchen wir einander. Deshalb sind wir "Kirche" - im besten Sinne des Wortes.

 

Vielleicht haben Sie sich gefragt, ob das Bild vom Polarlicht oben etwas mit all dem zu tun hat, was ich jetzt aufgeschrieben habe:  Sicher! Hat es...

Vor Jahren hatte ich das Glück, bei einer Schiffsreise jenseits des Polarkreises im Winter dieses Polarlicht zusehen. Es war Nacht. Eiskalt. Viele Passagiere standen auf Deck und starrten in den schwarzen Himmel, in Erwartung und voller Hoffnung, dass das Naturschauspiel sich zeigt. Garantieren kann man es nie. Es kommt bei ganz bestimmten Voraussetzungen, die man nicht vorhersagen kann, schon gar nicht garantieren. Es ist also immer ein Hoffen und Warten. Die Leute starren ins Dunkel, damit das Licht sich zeigen kann. Trotz der Dunkelheit das Licht erkennen, darum geht's bei so einer kalten Nacht am Polarkreis. 

 

Die Erinnerung daran kam mir in den Sinn, als ich mir überlegte, was ich Ihnen heute schreibe, an diesem Tag, der für die Kirche als Organisation wieder mal ein schwarzer, dunkler Tag zu werden verspricht - egal was in dem Gutachten in München steht, das zur Stunde vorgestellt wird. Schauen wir es an. Und alles was damit zu tun hat.

Es gilt wohl wirklich, in das Dunkel zu schauen, damit das Licht sich zeigen kann...

 

In der Hoffnung, dass Gottes guter Geist uns hilft, gerade im Dunkel das Licht zu erhoffen, zu erwarten und zu sehen, grüßt Sie

Ihr Pastor

 

 

Stefan Dumont

Predigten mit Nachgespräch in St. Peter

Am vergangenen Sonntag startete die kleine Reihe mit Predigten, bei denen es hinterher auch die Möglichkeit zu einem gemeinsamen Austausch über das Gesagte geben wird. Es war eine Initiative des Forums "Glauben leben" im vergangenen Jahr, die das Projekt angeregt hat. In den kommenden Wochen und Monaten werden alle Mitglieder des Pastoralteams eine Sonntagspredigt und das nach dem Gottesdienst sich anschliessende Gespräch gestalten. Den Anfang machte Gemeindereferentin Luzia Waszewski mit ihrer Predigt zum Evangelium von der Hochzeit in Kana. 

Also "Ort" dafür haben wir bewußt St. Peter gewählt. Zum einen ist dort einfach die Möglichkeit gegeben, nach der Messe im Raum zu bleiben und dabei den Gemeindesaal auch zu nutzen, zum anderen ist St. Peter ja seit Pastor Pfeiffer geradezu prädestiniert für ein solches Projekt... 

 

Die folgenden Termine und Prediger sind:

Sonntag, 30. Januar 2022 | 9:30 Uhr | Pastor Stefan Dumont

Sonntag, 13. Januar 2022 | 9:30 Uhr | Gemeindereferentin Alena Becker

Sonntag, 6. März 2022 | 9:30 Uhr | Pastor Andreas Lenz          

Sonntag, 20. März 2022 | 9:30 Uhr | Pastor René Unkelbach

Sonntag, 3. April 2022 | 9:30 Uhr | Diakon Andreas Schlösser

Seit Anfang des Jahres findet die Sonntagabendmesse in der Michaelskapelle wieder statt. Dabei gilt die 2G-Regel. Bitte melden Sie sich für diesen Gottesdienst auch im Pfarrbüro an und halten Sie beim Eintritt Ihr Impfzertifikat bereit. 

Online-Vortrag am Holocaust-Gedenktag 2022 

Alltags-Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus heute

 

Anlässlich des internationalen Tags des Gedenkens an die Opfer des Holocausts lädt die Initiative Erinnern in diesem Jahr aufgrund der Pandemie zum Online-Vortrag mit Diskussion ein. Dominik Enders von der mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Rheinland-Pfalz wird dabei am 27. Januar 2022 um 19 Uhr über Alltags-Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus sprechen. 

Rassismus und Antisemitismus sind Teil der Gegenwart und für die Betroffenen seit jeher bittere Realität. Stereotype Zuschreibungen und Verschwörungserzählungen sind seit der Pandemie verstärkt wahrnehmbar. Diskriminierung von Betroffenen und Angriffe auf diese häufen sich. Eine ideologische Spaltung bildet sich ab, die sich nicht nur am extrem rechten Rand zeigt, sondern durch die Mitte der Gesellschaft zieht. 

Was ist überhaupt Rassismus, was Antisemitismus und wie zeigen sich diese in der aktuellen Zeit? Wie zeigt sich Rechtsextremismus heute; was ist die Neue Rechte? Und was soll das Ganze auch noch mit der Pandemie zu tun haben? Diesen und anderen Fragen wollen wir uns im digitalen Vortrag mit anschließender Diskussion widmen.

Link zum Online-Vortrag am 27.01.22 um 19:00 Uhr

Der Link zur Teilnahme kann auch unter www.ev-kirche-andernach.de aufgerufen werden (dort weiter auf „Aktuelles“ und dann „Aktuelles aus Kirche und Gesellschaft“ klicken!).

Wahl zum Pfarrgemeinderat in der Pfarrei St. Marien

am 29. und 30. Januar 2022

 

Die Kandidatinnen und Kandidaten

Zur Vorstellung der Berweberinnen und Bewerber um Ihr Mandat für den Pfarrgemeinderat haben wir ein kleines Heftchen zusammengestellt.

Hier finden Sie die Kandidatinnen und Kandidaten im Bild und Wort.

Damit können Sie sich eine Meinung bilden und überlegen, welchen beiden BerwerberInnen in jedem der 7 Wahlbezirke Sie Ihre Stimme geben wollen. 

 
Link zum Heft

Das Heft ist ab Samstag/Sonntag auch in gedruckter Form in den Kirchen erhältlich.

Lesen Sie den aktuellen Pfarrbrief

hier online.

 

Sie haben auch Gelegenheit,

ihn mit einer Download-Funktion

zu speichern oder auszudrucken

 

Einfach auf den Button klicken...

 
Pfarrbrief
 

Unser

Heimat-Bistum

 

Unsere Familienbildungsstätte

 

Infos aus der

katholischen Kirche 

Corona - Schutz - Regeln
Newsletter abonnieren
Abonnieren
Pfarrbüro • Agrippastraße 13, 56626 Andernach

Auf Social Media teilen

Auf Facebook teilen

Website besuchen