Liebe Leserin, lieber Leser,
ein sommerlicher Gruß an Sie alle - ganz kurz vor dem Sprung in die Sommerferien. Es gibt wieder mal eine schöne Geschichte zu berichten, zu der wir alle miteinander einen großen Teil beigetragen haben... Manchmal kann man nur staunen, wie sich Dinge entwickeln - aus der Corona-Pandemie und den daraus folgenden Veränderungen in der Art uns Weise, Gottesdienst zu feiern, Kirchen zu nutzen und einzurichten.
Während dieser Hirtenbrief entsteht, fährt vor dem Mariendom ein Lastwagen vor, der die neuen endgültigen Kirchenstühle bringt, die ab sofort im Dom zum Einsatz kommen. Genau eine Woche zuvor standen 2 ukrainische Sattelschlepper vor den Lagerhallen im Andernacher Hafen, in denen seit November 2020 unsere alten Kirchenbänke darauf warteten, irgendwie wieder genutzt zu werden.
Mit der Grundentscheidung der Gemeinde und ihrer Gremien im Mai 2021, die Bänke nicht mehr in den Dom zurückzuholen und stattdessen eine neue Bestuhlung anzuschaffen, galt es nun, die Bänke irgendwie an den Mann und dann die Frau zu bringen. Manche Interessenten hatten sich gemeldet dafür - aber wir haben erstmal noch abgewartet, auch weil die kirchliche Denkmalbehörde noch "den Daumen drauf hatte". In der Zwischenzeit haben sich viele Leute in Gemeinde und Behörden mit dem Thema "Stühle im Dom" beschäftigt, und irgendwann war der Stuhl gefunden, der allen recht war: dem Denkmalschutz, dem Bistum, den Gottesdienstbesuchern, den Mitgliedern der Gremien in der Pfarrei.
Über die Trierer Denkmalbehörde kam dann der Kontakt zum Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde in Kiev zustande. Er war auf der Suche nach Kirchenbänken für seine große Kirche, die durch einen Brandanschlag im Chorraum stark beschädigt wurde. Man sieht auf dem Bild das Kreuz vor einem weißen Hintergrund, der den verrußten Raum verdeckt. Ebenso ist die Gewölbedecke der gesamten Kirche in Mitleidenschaft gezogen, sodass man den Ganzen Raum mit Tüchern abgespannt hat, damit niemand von evtl. herabfallendem Putz getroffen wird.
Die Gemeinde möchte ihre Kirche nicht aufgeben und suchte händeringend nach einer angemessenen Lösung - und das waren offensichtlich die Bänke aus dem Mariendom. Letzte Woche ging alles ganz schnell: 2 LKW auf Leerfahrt von Holland in die Ukraine wurden gechartert, die Bänke letzten Donnerstag verladen, Dutzende von Frachtpapieren geschrieben und bestempelt - und am Dienstag erreichten uns Bilder einer dankbaren Gemeinde aus Kiev.