Bereits vor einigen Wochen hatte uns Ursula Spühler, zurzeit als Englischlehrerin im freiwilligen Einsatz in BETHSAIDA, über die verheerenden Auswirkungen der Flutkatastrophe in Teilen Keralas im August dieses Jahres informiert. Dabei fanden hunderte Menschen den Tod, Tausende mussten fliehen und über eine Million verloren ihr gesamtes Hab und Gut. Die Animateurinnen aus BETHSAIDA waren von Anfang an vor Ort, um den Betroffenen zu helfen. Einige Hotelfachschüler aus BETHSAIDA befanden sich in einer der am schlimmsten betroffenen Regionen und waren zeitweise von der Aussenwelt abgeschnitten. Glücklicherweise blieben alle unverletzt. Den gesamten ersten Bericht von Ursula können Sie auf unserer Website nachlesen.
Ergänzungen zur Flutkatastrophe von Ursula Spühler vom 19.09.2018
Im Distrikt Trivandrum, an der Südküste Keralas, scheint sich die Lage nach den Überschwemmungen zu beruhigen. Nach gründlichem Aufräumen und Putzen konnten die ca. 3’000 Menschen, die vor den Fluten fliehen mussten und in Notunterkünften untergebracht waren, in ihr Zuhause zurückkehren.
Da die Wassermassen (verursacht durch Regenfälle und Öffnen von Schleusen der Staubecken) andere Landesteile wesentlich schneller und heftiger überfluteten, mussten viele Menschen ihre Häuser innert Minuten verlassen, ohne irgend etwas mitnehmen zu können. Behinderte und Familien mit älteren oder gebrechlichen Familienmitgliedern retteten sich in Obergeschosse oder auf Flachdächer, wo sie zum Teil mehrere Tage ausharren mussten. Helikopter warfen Trinkwasser und Nahrungsmittel ab, bis später Hilfe mit Booten kam.
Insgesamt wurden in ganz Kerala über eine Million Menschen obdachlos (Kerala ist einer der dichtest besiedelten Bundesstaaten Indiens). Selbst wenn jetzt die Aufräumarbeiten auf Hochtouren laufen, wird es Jahre dauern, bis alle Schäden beseitigt und wiedergutgemacht sind. Nach den anfänglichen Sammelaufrufen für Kleider und Nahrungsmittel wird nun um Spenden an Reinigungsmaterial (Besen, Schaufeln, etc.) und Reinigungsmittel (Bleichpulver, Desinfektionsmittel, etc.) gebeten. Jedes Haus, jede Hütte muss von Schlamm und Wasser gereinigt werden. Was an Mobiliar, Haushaltgeräten und –gegenständen und Wäsche überhaupt gerettet werden konnte, muss gesäubert, gewaschen und getrocknet werden. Gewarnt wird vor Schlangen, die sich in Ecken, auf Gestellen oder in Kleider- oder Wäschebündeln eingenistet haben könnten. Die Spitäler halten mehr Gegengift bereit. Zudem besteht Seuchengefahr. Fälle von Leptospirose, verursacht durch Verunreinigung des Wassers durch Ratten, sind bekannt geworden, scheinen aber zurückzugehen.
Bei der hastigen Flucht blieben meist auch alle Papiere zurück. Ausweise, Zeugnisse und Zertifikate gingen verloren. Man versucht, Bücher (auch in Bibliotheken) und Schulunterlagen zu trocknen. Schulkinder in Gebieten, die weniger betroffen sind, schreiben ihre Notizen ab für Kinder, die alle ihre Hefte verloren haben. Die Solidarität ist gross und hilft den Menschen, nicht aufzugeben, sondern zu hoffen.
Die Fischer im Süden, allen voran die aus dem Nachbardorf Vizhinjam, haben sich besondere Verdienste erworben. Vom Zyklon vor 9 Monaten so tragisch betroffen, wissen sie nicht nur, was Verlust, sondern auch was Zusammenstehen bedeutet.
Eine grosse Anzahl von ihnen haben deshalb beschlossen, ihren täglichen Broterwerb – wohlgemerkt die einzige Einnahmequelle ihrer zumeist grossen Familien – auszusetzen, um Hilfe bieten zu können. Boote wurden auf Lastwagen in den Norden transportiert und dort zur Rettung der Eingeschlossenen eingesetzt. Da weite Gebiete, Strassen und Wege ausschliesslich mit Booten zu erreichen waren, gab es viel zu tun.
Für ihren Einsatz werden die Fischer sehr gelobt. Allerdings sind nun auch sie auf (finanzielle) Hilfe angewiesen, gilt es doch, die Schäden an den Booten zu reparieren, ehe sie wieder zum Fischfang eingesetzt werden können.
Angesichts des Ausmasses der Katastrophe hat die Zentralregierung in New Delhi finanzielle Hilfe für Kerala zugesagt. Zeitungsmeldungen gemäss offerierten auch die Emirate einen grossen Betrag. Schliesslich sind 80% der 2 (oder 3) Millionen Inder, die in den UEA arbeiten, Kerali. Nachdem Delhi keinen Paragraphen finden konnte, der es erlaubt hätte, das Geld anzunehmen, sei dieses Angebot zurückgewiesen worden. Worauf die Regierung in Trivandrum, die für jede Rupie in ihrem Hilfsfonds dankbar ist, die Zentralregierung aufforderte, den verlorenen Betrag zusätzlich zu dem bereits gesprochenen zu bezahlen.