Liebe Leserin, lieber Leser,
ein herzlicher Gruß zum Sonntag erreicht Sie auf diesem Wege wieder aus dem Pfarrbüro. Was ist das für eine Woche, die jetzt zu Ende geht? Frühlingsgefühle allenthalben, Sonnenlicht im Sahara-Staub, und auf jeder Bank sitzen Menschen, die die wärmende Kraft der Februarsonne tanken und speichern. Gut so, denn diese Kraft werden wir brauchen...
Dass mit der ersten Frühlingswoche Corona noch längst nicht zu Ende geht, zeigen die Statistiken und die damit verbundenen Nachrichten. Man warnt vor einer dritten Welle, aber die Menschen sind's leid. Wo das alles hinführt, würden wir gerne wissen. Die Impfkampagne erweist sich als stockend, neue Wörter wie z.B. "Impfdrängler" halten Einzug in unseren Sprachgebrauch. Irgendwie verrückt, das Ganze.
Dass sich Gesellschaft und Welt im Wandel befinden, ist mit Händen zu greifen, ist in jeder Ausgabe der "tagesthemen" zu spüren. Mehr und mehr wird deutlich, wie sehr so eine Pandemie Veränderungen initiiert, die einfach alles in Frage stellen, und die Auswirkungen haben auf die Geschichte der Welt und die Verhaltensweise der Menschen.
Dieser Tage steht "die Kirche" wieder stark im Mittelpunkt des Interesses. Die Bischofskonferenz tagt online und hat ein dickes Problem mit den Entwicklungen im Erzbistum Köln. Dem Kölner sagt man ja unendlich viel Geduld und ein tolerantes Wesen nach (jedenfalls wird das in den kölschen Liedern immer so besungen), aber mittlerweile ist da eine rote Linie überschritten.
Kirchenaustritte sind ja (leider) immer wieder die Folge von amtskirchlichem Fehlverhalten, monarchischem Gebaren oder lehramtlichen Zurechtweisungen. Aber mittlerweile kommt der Protest-Austritt aus der Mitte der Gemeinden heraus. Es sind nicht mehr nur die ohnehin schon Distanzierten, die sich von der Mitgliedschaft zur Kirche frei machen. Nein, es sind jetzt in Köln wohl vermehrt die Christen aus der konkreten Gemeindearbeit, Frauen und Männer, die das Leben der Gemeinden tragen.
Das alles "drückt" die Stimmung in diesen Tagen. Dazu noch das, was jeder ohnehin selber an schweren Päckchen trägt. Man ist geneigt, nach Gott zu fragen. "Wo bist du?"
Und wie immer, wird es kein "Hier bin ich " geben.
Dennoch ist die ehrliche Frage nach Gott jetzt wichtig, glaube ich. Denn sie ist Ausdruck einer Sehnsucht, die wir haben. Sehnsucht nach Heilung, Sehnsucht nach Halt, Sehnsucht nach Gott - und all dem Guten, das wir trotzdem mit ihm verbinden.
Dafür steht für mich das Bild oben. Es zeigt das neue Kreuz auf dem Südturm des Mariendoms. Wenn abends die untergehende Sonne von Westen her drauf scheint, dann sieht es so aus, wie oben abgebildet. Vielleicht ist das wie ein Symbolbild für diese Zeit: Das schwarze Kreuz leuchtet golden in seiner Mitte. Der "Kern" ist gut, hoffnungs- und verheißungsvoll. Vor dem Kreuz liegt die Kugel, ein Bild für die Welt. Auch sie leuchtet hell und golden.
Wenn wir unsere Sehnsucht nach Gott ausdrücken wollen, dann schauen wir automatisch immer nach oben, in Richtung Himmel. Auf dem Foto ist der Himmel nun wirklich wunderbar. Das tiefe Blau ist im Farbkanon der christlichen Symbolik auch die Farbe der schöpferischen Kraft Gottes. Unser Domturm stellt in 55 Metern Höhe das Kreuz und die Welt in diese Dimension hinein: "In dir, Gott, leben wir, in dir bewegen wir uns und sind wir" (Apg 17.28).
Ich finde, das Nachdenken darüber weckt schon Sehnsucht nach Gott. Unser neues Turmkreuz ganz besonders - eben in der Verbindung von schwarzem Stahl und goldener Zier, in der Verbindung von Welt und Erlösung.
Die Krisen in Kirche und Welt verdunkeln massiv Gottes gutes Wesen in unserer Welt. Wir empfinden, dass er sich "rar" macht, unser Gott. Vielleicht liegt die Aufgabe der Kirche einfach nur mal darin, in den Menschen die Sehnsucht nach Gott zu wecken, anstatt - wie bisher - gleich auch den kompletten Lebensentwurf für jeden mitzuliefern.
Ich möchte diesem Gedanken noch etwas nachgehen am Sonntagabend im "Gebet in den Sorgen der Zeit". Wenn Sie mögen, klicken Sie sich rein (auf kpga.de) um 18:00 Uhr, oder auch später.
Vorher genießen wir erstmal jeden Sonnenstrahl, den uns der Himmel nach den trüben Monaten schenkt.
Herzliche Grüße sendet Ihr Pastor
Stefan Dumont