Liebe Leserin, lieber Leser,
an diesem Donnerstagmorgen scheint der November, wie er sein soll: neblig, trüb, die eingefärbten Blätter fallen von Bäumen oder tanzen vor dem Luftstrahl des Laubbläsers, der sie zusammen pustet.
Eigentlich Idylle pur - aber die Lage ist anders. Seit ein paar Tagen "fährt" das Land wieder runter, dennoch steigen die Infektionszahlen. Selbst die düstersten Prognosen für die Weihnachtstage sind jetzt schon in der ersten Novemberwoche erreicht. Die Menschen ziehen sich zurück, so gut es geht. Der Bogen, den sie umeinander machen, wird wieder immer größer. Gut, wenn Vorsicht waltet, aber dennoch: Wir sind nicht für die Vereinzelung gemacht. Menschen brauchen einander, mal in engen kleinen Beziehungen, mal als Erlebnis der großen Gemeinschaft. Aber die müssen wir im Moment eben meiden...
Eigentlich würden wir in der nächsten Woche zu unseren St. Martinsumzügen zusammenkommen. Aber auch das geht in diesem Jahr nicht. Viele bunte Lichter hätten die dunkle Nacht mit hoffnungsvollen Farben erleuchtet. Ein großes Feuer hätte die Menge der Leute aller Generationen versammelt und zu den bekannten Melodien aus den Instrumenten des Musikvereins wäre uns sicher auch noch der Text vom Martinslied eingefallen und hätte uns daran erinnert, dass der Grund für dieses Brauchtum in der Erinnerung an einen guten Mann liegt, der spontan dem Armen am Strassenrand seinen halben Mantel gegeben hat.
Viele Organisationen rufen in diesen Tagen dazu auf, auch ohne Martinszug Lichter anzuzünden, sie in die Fenster zu stellen, Man kann sie zu den Leuten zu bringen, die ans Haus gebunden sind, oder ma kann sie anderweitig teilen. Kerzenlicht zu teilen ist so einfach: es kostet noch nicht mal was, ausser die Initiative und den Vorsatz, jetzt jemandem etwas Gutes tun zu wollen. Deshalb: Machen Sie Licht in Ihrer Familie, an Ihren Fenstern und Türen. Schenken Sie sich und anderen in dieser vereinsamenden Zeit Zeichen der Hoffnung und Zuversicht.
Der Arme am Straßenrand...
Offiziell soll's das bei uns nicht geben, wie zu hören ist. Dennoch sind sie da. Menschen ohne Haus und Habe, Menschen unterwegs mit bloß 2 Tüten oder einem Rucksack. Manche leben freiwillig auf der Strasse, den meisten aber hat das Leben einen Strich durch die Rechnung gemacht. Und wenn wir sonst nach den Martinszügen leicht durchgefroren zum heimischen Tisch mit heißem Düppekooche streben, bleiben sie draußen, irgendwo verborgen in einer windgeschützten Ecke.
Helfen, wie der heilige Martin - das wollen wir in diesem Jahr der ausfallenden Züge trotzdem tun, und so Martins Andenken bewahren. Diakon Andreas Schlösser hat sich mit den zuständigen Leuten der Caritas Andernach zusammengetan und packt den Obdachlosen ein "Päckchen gegen die Kälte". Eine gute warme Decke oder ein Schlafsack und anderes, das wärmt, soll in dieses Päckchen rein. Warme Kleidung haben wir genug aus der Caritas-Kleiderkammer, aber die Decken und Schlafsäcke müssen wir kaufen. Wir wollen immer ein paar Pakete auf Vorrat haben, damit wir damit auch den ganzen Winter über bedürftigen Menschen helfen können. Wenn Sie die Aktion unterstützen möchten, freuen wir uns sehr. Einen Umschlag mit einer Spende können Sie gerne in den Briefkasten des Pfarrhauses werfen. Schreiben Sie einfach "St. Martin" drauf - und wir wissen wofür es ist.
Auf dass es in diesen Martinstagen kräftig leuchte -
in den Fenstern und an den Türen,
und aus denen Augen derer, die sich freuen, dass man an sie gedacht hat!
Bleiben Sie guten Mutes,
wünscht Ihr Pastor
Stefan Dumont