KfB und FDP sind die großen Wahlgewinner

Wechselbad der Gefühle: Angenehm überrascht waren die Grünen, links im Bild mit Volker Hummel, Udo Keil und Petra Fischer-Thöns, die mit dem FDP-Fraktionsvorsitzenden Volker Stumm gleich auf den Wahlerfolg der Liberalen anstieß. Die Liberalen Walter Leisler-Kiep jr. und Dietrich Kube können ihr Glück noch gar nicht fassen. Andreas Knoche von der CDU dagegen ist fassungslos ob der herben Verluste seiner Partei. Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Der Trend von Sonntagabend nach Auszählung der reinen Listenkreuze hat sich am Dienstagmittag bestätigt. Die Kronberger CDU ist der große Verlierer der Kommunalwahl 2016, die KfB-Kronberg für die Bürger der große Wahlgewinner. Während die CDU nun über neun Sitze verfügt und damit vier verloren hat, konnte die KfB ihre Sitze von zwei auf sechs Sitze im Stadtparlament verdreifachen. Klarer Gewinner ist neben der KfB auch die FDP, die statt zwei nun über fünf Sitze verfügt, während die UBG ihre drei Sitze halten konnte. Als Verlierer aus der Wahl hervorgegangen ist auch die SPD, die statt sieben nun nur mit sechs Sitzen im Stadtparlament vetreten ist und damit nicht mehr zweitstärkste Fraktion ist, sondern sich diesen Titel mit der KfB teilen muss. Die Bildung einer großen Koalition ist mit diesem Ergebnis ebenfalls verloren, denn CDU und SPD kommen zusammen nicht mehr auf die dafür notwendigen 17 Sitze.

Grüne sind zufrieden, FDP ist glücklich

Ebenfalls Sitze verloren haben die Grünen, die allerdings als einzige Partei im Kronberger Stadtparlament ihre nun vier statt ehemals sechs Sitze freudig feierten. „Ohne den Fukushima-Protest, der uns vor fünf Jahren so viele Sitze gebracht hat, ist das für uns ein gutes Ergebnis“, erklären vom Grünen-Vorstand Petra Fischer-Thöns und Dr. Judith Jackson unisono. „Wir sind vollauf zufrieden mit diesem Ergebnis, gerade auch in Anbetracht des Zuwachses der KfB.“

„Wir freuen uns, dass unsere engagierte Parteiarbeit und unser kreativer Wahlkampf offensichtlich honoriert wurden“, freute sich denn auch der FPD-Fraktionsvorsitzende Volker Stumm. Seine Mitstreiter und er konnten es kaum glauben, während die Mienen der CDU-Anhänger im Foyer der Stadthalle am Sonntagabend erstarrten, feierte die FDP die gute Entwicklung für sie erst einmal mit einen Gläschen Sekt. „Ich bin wirklich sehr glücklich, vor allem auch, dass wir in allen drei Ortsbeiräten vertreten sein werden“, so der FDP-Ortsverbandsvorsitzende Holger Grupe. „Das gab es seit mindestens 15 Jahren in Oberhöchstadt nicht mehr und die letzten fünf Jahre in Schönberg auch nicht.“

Ein schwarzer Tag für die CDU

Für die Christdemokraten „ist es ein schwarzer Tag mit den neun Sitzen“. Der CDU-Fraktionsvize und Stadtverbandsvorsitzende Reinhard Bardtke kann es nicht anders formulieren. „Nach all der harten und ich denke guten Arbeit für Kronberg hat mich das auch persönlich tief getroffen“, gibt er unumwunden zu. „Aber die Welt ist nun einmal kein Wunschkonzert.“ Dass in Kronberg mit der Flüchtlingsfrage auch der Bundespolitik-Trend durchschlägt, wie bei Nachbarkommunen an den Verlusten der CDU und dem Zuwachs bei der FDP ebenfalls auszumachen sei, enttäuscht ihn. „Es geht doch hier um die Zukunft Kronbergs, bei der übergeordnete Themen keine Rolle spielen sollten.“ Sie hätten es aber wohl doch getan. Auch wenn man nur spekulieren könne, so sei ebenfalls klar, dass die Kronberger CDU auch viele Stimmen an die KfB verloren habe. „Wir haben mit der Entscheidung zur Bahnhofsbebauung durchgezogen, wofür wir angetreten sind und ich bin nach wie vor überzeugt, dass das die richtige Entscheidung für die Zukunft der Stadt ist“, so Bardtke. Die Entscheidung sei kurz vor der Wahl getroffen worden, „wohlwissend, dass uns damit ein starker Gegenwind ins Gesicht bläst, da es bekanntlich Bürger gibt, die der Bahnhofsbebauung aber auch anderer Bebauung wie in der Feldbergstraße oder im Grünen Weg, entgegenstehen.“ Bardtke ist sich sicher, innerhalb der Koalition eine gute Politik der Konsolidierung als auch der Weiterentwicklung Kronbergs gemacht zu haben. „Wir müssen eine Entwicklung der Stadt zulassen und als Volkspartei müssen wir uns auch um bezahlbaren Wohnraum kümmern“; sagt er. „Wir machen nicht Politik, um zu punkten, sondern Politik für Kronberg.“ Als nach wie vor stärkste Fraktion im Stadtparlament wolle man nun in Ruhe eine Analyse der Wahl, vor allem aber der Optionen für mögliche Koalitionspartner vornehmen. „Mit der SPD haben wir fünf Jahre sehr intensiv und gut zusammengearbeitet, sollten wir Koalitionsgespräche führen, dann zuerst mit der SPD“, erklärte er und wollte als Demokrat zu diesem Zeitpunkt dazu nicht mehr sagen, fügte dann aber doch noch hinzu, dass er sich persönlich bei der KfB frage, wo da überhaupt eine Schnittmenge sein sollte.

SPD verliert einen Sitz

Eine Zusammenarbeit mit den KfB-Wahlgewinnern kann sich auch der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Haas persönlich nur schwer vorstellen. „Ich stehe dafür jedenfalls nicht zur Verfügung“, sagt er klipp und klar. „Auch wenn man anerkennen muss, dass sie mit ihrem Konfrontationswahlkampf ihre Wählerschaft mobilisiert haben.“ Für eine Zusammenarbeit sei jedoch nach der „Schmutzkampagne“ gegenüber ihrem Fraktionsvorsitzenden und bei dem starken Dissens der Themen keine Schnittmenge erkennbar. Auch die SPD ist sich sicher, „gute Arbeit für Kronberg geleistet zu haben.“ „Ich bin enttäuscht“, so Haas, dass es „für die große Koalition nicht mehr reicht“. Er hatte seiner eigenen Partei wieder sieben Sitze prognostiziert. Diese Rechnung ist aber nicht aufgegangen. Nun gebe es verschiedene Optionen, die ausgelotet werden müssten. Die CDU habe hier als stärkste Fraktion den Gestaltungspielraum. Bei den Optionen sei auch eine bürgerliche Mehrheit aus CDU, FDP und UBG möglich. „Es kann also sein, dass wir weiter mitgestalten, es kann uns aber auch passieren, dass wir in der Opposition landen.“ Auf keinen Fall werde man sich jedoch bis zur Selbstaufgabe verbiegen.

KfB sieht ihr Ziel erreicht

Die KfB als Wahlgewinner sieht ihr Ziel erreicht: „Unser Ziel war die große Koalition abzuwählen und das ist uns gelungen“, freut sich die KfB-Fraktionsvorsitzende Dr. Heide-Margaret Esen-Baur, die sich im gleichen Atemzug erst einmal bei den Bürgern bedankt, die „uns gewählt haben“. Esen-Baur: „Wir werden das Vertrauen der Bevölkerung nicht enttäuschen. Wir werden weiter lokal und kompetent für die Bürger streiten.“ So hoffe sie nun, dass das Klima im Stadtparlament und in den Ausschüssen in Zukunft „ein bisschen freundlicher wird“ und dass sich die ehemaligen Koalitionspartner etwas „gemeinschaftlicher“ verhalten würden. „Es ist für uns sehr wichtig und es freut uns sehr, dass wir jetzt in den Ausschüssen, in denen die Hauptarbeit geleistet wird, mit zwei Personen vertreten sind und auch im Magistrat mit einer Person. „Ich hoffe, wir werden gute Leute entsenden können, die zu überzeugen wissen“, so Esen-Baur, die auch der FDP zu ihrem „sehr guten Erfolg gratuliert“.

Schon heute verspricht sie, am Bahnhof trotz Satzungsbeschluss für die Bebauung mit Kammermusiksaal und Hotel „nicht nachzulassen“. „Wir haben nach wie vor Bedenken, dass hier städtische Grundstücke unter Wert verkauft werden und werden da nachhaken“, kündigt sie an, genauso wie sie verspricht, „für sehr viel mehr Transparenz in den Vorgängen der städtischen Verwaltung zu sorgen“.

UBG unverändert

„Bei uns hat sich ja nichts verändert“, meint der UBG-Fraktionsvorsitzende Oliver Schneider gelassen. „Aber ich finde es überraschend, dass die KfB so viele Stimmen bekommen hat.“ Es sei schade, dass „lautstarkes Geschrei“ mehr Beachtung finde als „ruhige Politik“. Für die Zukunft fürchtet Schneider im Parlament nun wieder mehr „Grabenkämpfe“ anstatt breiten Konsens. „Gott sei Dank haben wir das Hotel am Bahnhof noch auf den Weg gebracht“, so der Fraktionsvorsitzende. „Wir haben keine Wähler verloren, dennoch ist uns bewusst geworden, dass wir aktiver werden müssen und unsere Arbeit zukünftig wieder mehr publik machen müssen.“ Jetzt blieben die Gespräche mit der großen Partei abzuwarten. „Auch mit uns als Dritten würde es für eine Zusammenarbeit reichen.“ Dass die KfB Partner findet, glaubt Schneider „eher nicht“.

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