Kammermusiksaal und Studienzentrum kosten Academy 31 Millionen Euro

Der Kammermusiksaal – hier mit „überarbeitetem Dach“ – stand im Fokus der Betrachtung am Abend der Bürgerversammlung in der Stadthalle. Foto: Staab Architekten Berlin n

Kronb
erg (mw) – Die meisten Fragen zog am Montagabend bei der Bürgerversammlung in der Stadthalle der Entwicklungsstand für das Bahnhofsareal mit Kammermusiksaal und Studien- und Verwaltungszentrum der Kronberg Academy, Hotel, Bahnhofsvorplatz, Sanierung Bahnhofsgebäude, Wohnbebauung am Gleis 3 und der Wohnbebauung Schillergärten (hierzu gibt es noch keine politischen Beschlüsse) nach sich. Zunächst ließ Erster Stadtrat Jürgen Odszuck (parteilos) die Entwicklung bis zum aktuellen Planungsstand auf dem Bahnhofsareal Revue passieren. Die aktuelle Planung weist gegenüber dem ersten Entwurf von Volker Staab aus Berlin, mit dem dieser den Architekturwettbewerb zum Ensemble Kammermusiksaal, Studienzentrum (SVZ) und Hotel gewonnen hatte, im Dachvolumen aus Gründen der Akustik eine leichte Veränderung auf, wie Odszuck erläuterte. „Das Hotel ist außerdem in der Gebäudeachse um 4,50 Meter länger geworden und die Tiefgarageneinfahrt wurde um 3 Meter verschoben“, informierte er die Bürger. Auf diese Weise wurde die Zimmeranzahl des Hotels auf 108 Zimmer entsprechend der Vorgaben erhöht, womit Betreiber (Hampton by Hilton) als auch Investor (Contraco GmbH) nun zufrieden seien. „Und es ist bei dem Studienzentrum beim Dachgarten ein kleines Volumen hinzugekommen, weil sich dort der Bauherr verständlicherweise wünscht, den Dachgarten vom Gebäude aus begehen zu können.“

Mit mehreren Detailansichten untermalt, arbeitete sich Jürgen Odszuck durch die einzelnen Stockwerke des Business-Hotels mit Foyer, Rezeption, Frühstücksraum, zwei Besprechungsräumen und einer Zimmergröße von 20 Quadratmetern und 55 Stellplätzen und erläuterte anschließend ebenfalls en détail die Aufteilung des Kammermusiksaals: Er umfasst auf zwei Ebenen 500 Sitzplätze bei kleinem Ensemble, ein kleines Foyer, eine Garderobe und Toiletten, weiter eine Künstlergarderobe, Musikerbereiche, Hinterbühne, Lagerbereiche, eine äußerst funktionelle weil ebenerdige Andienung sowie einen Übergang zum Studienzentrum. Im Studienzentrum sind neben den Verwaltungsräumen die Übungsräume für die Musiker und auch ein extra Prüfungsraum vorgesehen.

Neuigkeiten über den Finanzierungsstand des hehren Großprojektes Kammermusiksaal der Kronberg Academy hatte der Erste Stadtrat ebenfalls mit im Gepäck: 31 Millionen Euro wird demnach der Kammermusikaal plus Studien- und Verwaltungszentrum inklusive des Grundstücks die Kronberg Academy nach aktuellen Berechnungen kosten. 84 Prozent der Finanzierung hat die Kronberg Academy bereits zusammen, 4,5 bis 5 Millionen Euro fehlen noch“, so Odszuck. Da das Finanzierungs- als auch Betriebskonzept den Stadtverordneten erst seit der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzauschusses vor knapp einer Woche vorliegen, könne man dazu noch kein weiteres Statement abgeben. „Es sind sehr viele detaillierte Zahlen, die es nun erst einmal zu prüfen gilt“, so der Erste Stadtrat. „Und wir werden sie auf Herz und Nieren prüfen“, versicherte die Stadtverordnetenvorsteherin Blanka Haselmann, nachdem sich die ersten Stimmen aus dem Publikum zu Wort meldeten, die befürchten, dass sich die Kronberg Academy mit dem Projekt „verheben“ könnte.

Aber was wird sein, wenn herauskommt, dass sich das Projekt nicht rechnet oder die Kronberg Academy die restlichen 4,5 Millionen Euro Spenden nicht einwerben kann, fragten die Bürger, unter anderem auch der ehemalige Kronberger Stadtrat Karsten Stahlberg. „Dann fangen wir mit den Planungen neu an“, so die knappe Antwort von Jürgen Odszuck dazu. Er zeigte sich jedoch guter Dinge, dass die Kronberg Academy den Fehlbetrag „auch noch zusammen bekommt“. Schließlich sei nicht unerheblich zu wissen, dass die Academy bei den Vorplanungen zunächst von 20 Millionen Euro ausgegangen sei und ursprünglich zunächst auch nur den Kammermusiksaal bauen wollte: „Dieses Delta haben sie nun bereits zu knapp zwei Dritteln eingeworben, es fehlen nur noch 16 Prozent, das kann man durchaus honorieren“, befand er. Rathauschef Klaus Temmen wiederholte in diesem Zusammenhang einmal mehr, dass sich die Stadt Kronberg an der Finanzierung des Projekts der Kronberg Academy nicht beteilige. „Wir dürfen es gar nicht, denn der Haushalt der Stadt ist defizitär“, betonte er. Der Kreis hingegen habe zugesagt, sich mit 500.000 Euro an dem Projekt Kammermusiksaal zu beteiligen. „Wir als Stadt haben uns bereit erklärt, die Academy über das Anwerben von zweckgebundenen Drittmitteln zu unterstützen“, erläuterte er, „öffentliche Mittel seitens der Stadt wird es aber keine geben“. „Bitte rechnen Sie ganz genau nach“, so lautete das Appell einiger Bürger an diesem Abend, die auch die Parkplatzfrage am Bahnhof für noch nicht hinreichend geklärt sehen.

„Bei den Stellplätzen gehen wir im schlimmsten Fall von einem Delta von 60 bis 70 Parkplätzen aus“, informierte Odszuck zu diesem Punkt. Im Hotel wird es 120 Tiefgaragenplätze geben, 55 davon muss der Hotelbetreiber laut Stellplatzsatzung vorhalten. „Er geht jedoch davon aus, nicht mehr als 30 bei Vollauslastung zu benötigen.“ Da es sich um ein Business-Hotel handelt, wird davon ausgegangen, dass das Hotel am Freitag und Samstagabend zu maximal 50 Prozent ausgelastet ist. Bei 500 Konzertbesuchern errechnen die Gutachter ein Pkw-Aufkommen von 163 Fahrzeugen – die Stellplätze von Beschäftigten können auf dem oberirdischen Stellplatz hinter Kammermusiksaal und SVZ untergebracht werden. „Dem steht ein Angebot von 98 freien Tiefgaragen-Stellplätzen gegenüber, das heißt 65 Fahrzeuge müssten in der Tiefgarage Berliner Platz untergebracht werden. Deshalb werde derzeit eine lückenlose Erhebung gemacht, ob das Parkhaus am Berliner Platz für diese an wenigen Spitzentagen möglicherweise fehlenden, aber zwingend benötigten Parkplätze an jedem Donnerstag, Freitag und Samstag im Jahr ausweisen kann.



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